NachrichtenMilliardengrab Eisenbahn: Neue Strecke ohne Güterzüge

Milliardengrab Eisenbahn: Neue Strecke ohne Güterzüge

Die neue Eisenbahnstrecke zwischen Wendlingen und Ulm, die im Dezember 2022 eröffnet wurde, sollte den Güterverkehr revolutionieren. Doch seitdem ist bisher erst ein Güterzug darüber gefahren – so bestätigte ein Sprecher der Deutschen Bahn gegenüber dem SWR.

Eisenbahn-Fiasko in Deutschland. Auf der Strecke für Milliarden fuhr nur ein Zug.
Eisenbahn-Fiasko in Deutschland. Auf der Strecke für Milliarden fuhr nur ein Zug.
Bildquelle: © Getty Images | Michael Nguyen/NurPhoto

Die Strecke sollte sowohl den Fernverkehr beschleunigen als auch den Güterverkehr revolutionieren. Doch die Realität sieht anders aus: Seit der Eröffnung hat lediglich ein Güterzug die 60 Kilometer lange Strecke genutzt – so heißt es.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigte dem SWR, dass andere Eisenbahnunternehmen bisher keine Kapazitäten angefragt haben. Das Hauptproblem ist die Steilheit der Strecke, die für herkömmliche, schwer beladene Güterzüge zu anspruchsvoll ist. Nur leichtere Züge mit einem Gewicht von bis zu 1.000 Tonnen können die Strecke bewältigen, jedoch existieren solche Züge praktisch nicht.

Kritik und Hoffnungen für die Zukunft

Winfried Hermann, der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, kommentierte, dass "diese leichten Güterzüge gibt es nicht und wird es wahrscheinlich auch nicht geben." Für Hermann ist das Ergebnis keine Überraschung, da bereits in der Planungsphase bekannt war, dass die Strecke im Bundestag "verschönert" dargestellt wurde.

Ursprüngliche Berechnungen gingen davon aus, dass täglich 17 Güterzüge auf der neuen Strecke verkehren würden, was die milliardenschwere Investition rechtfertigen sollte. Doch die Realität sieht anders aus und Kritiker werfen der Deutschen Bahn vor, das Projekt basiere auf unrealistischen Annahmen.

Trotz der Schwierigkeiten brachte das Projekt einige Vorteile für die Fahrgäste. Eine neue Haltestelle in Merklingen wurde gebaut, und auf der Schwäbischen Alb hat sich die Situation verändert. Die alte Strecke über die Geislinger Steige wird weiterhin im Fernverkehr genutzt, und Veränderungen werden erst nach Abschluss des Projekts Stuttgart 21 erwartet, das für Ende 2026 geplant ist.

Investition in Milliardenhöhe

Das deutsche Verkehrsministerium ging bei der Planung davon aus, dass täglich 16 Güterzüge die neue Strecke nutzen würden, um deren Rentabilität zu rechtfertigen. Doch die Realität ist anders. Trotz der enttäuschenden Ergebnisse spricht niemand von einem Scheitern. Es besteht Hoffnung, dass nach der vollständigen Inbetriebnahme des Projekts Stuttgart 21 mehr Güterzüge die neue Strecke nutzen werden.

Bisher hat die Investition von 4 Milliarden Euro nur 20 Minuten Einsparungen im Fernverkehr und einen einzigen Güterzug seit der Eröffnung gebracht. Was ein Meilenstein im Bahnverkehr sein sollte, wirft derzeit mehr Fragen auf, als es Antworten gibt – so heißt es.

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