Russlands Alltag im Umbruch: Panzer statt Krankheitsvorsorge
Der russische Oppositionspolitiker Leonid Wolkow erläuterte im Programm "Die Welt aus polnischer Sicht", wie der seit drei Jahren andauernde Krieg das Alltagsleben der Russen beeinflusst hat. "Wenn die Behörden die Wahl zwischen dem Bau eines neuen Panzers und dem Kauf eines Ultraschallgeräts oder eines Magnetresonanztomografen haben, ziehen sie immer den Kauf eines Panzers vor", betonte Wolkow. Trotzdem unterstützt die Mehrheit der Russen weiterhin Putin.
Aus den März-Umfragen des Lewada-Zentrums, einer von den Behörden unabhängigen Meinungsforschungsstelle, geht hervor, dass die Mehrheit der Russen Putin unterstützt und optimistisch in die Zukunft blickt, da sie glauben, dass das Land auf dem richtigen Weg ist. Bedeutet das, dass die umfassende Invasion Russlands in der Ukraine das tägliche Leben der Russen nicht wesentlich beeinträchtigt hat?
Laut einer Studie der Antikorruptionsstiftung Anfang 2025 hat sich die finanzielle Lage von fast einem Drittel der Russen verschlechtert. Sogar 96 % der Russen haben Preiserhöhungen in den Geschäften bemerkt. Darüber hinaus hat die Inflation 35 % der Bürger gezwungen, ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern, berichtet "Fakt".
Interessanterweise machen nur 8 % der Befragten Wladimir Putin für diese Situation verantwortlich.
Leonid Wolkow, ein Mitarbeiter von Alexei Nawalny, der im Exil in Litauen lebt, betonte im Gespräch mit "Fakt", dass Russland ein sehr vielfältiges Land sei und es schwierig sei, von einem "durchschnittlichen Russen" zu sprechen. Zum Beispiel sei Moskau 13-mal reicher als die durchschnittliche russische Stadt. Trotzdem könne man derzeit im ganzen Land einige Veränderungen feststellen.
Ein Beispiel ist der Einfluss des Krieges auf die Gesundheitsversorgung. Die Menschen fühlen sich deshalb schrecklich, weil das ganze Geld für den Krieg ausgegeben wird. Wenn die Behörden die Wahl zwischen dem Bau eines neuen Panzers und dem Kauf eines Ultraschallgeräts oder eines Magnetresonanztomografen haben, ziehen sie immer den Kauf eines Panzers vor — betonte Wolkow.
Der Oppositionelle hob hervor, dass sich die Lage in russischen Krankenhäusern verschlechtert hat und die Wartezeit für medizinische Untersuchungen erheblich verlängert wurde. "Früher musste man eine Woche warten, um einen Ultraschalltermin zu vereinbaren. Jetzt sind es ungefähr zwei Monate, nur weil es nicht mehr medizinisches Equipment gibt", erklärte der Gast des Programms "Die Welt aus polnischer Sicht".
Probleme in der Zivilluftfahrt und auf dem Immobilienmarkt
Erhebliche Probleme traten auch in der Zivilluftfahrt auf, die stark von Sanktionen betroffen wurde. Wolkow erklärte, dass Russland seine Boeing- und Airbus-Flotte "ausschlachten" muss und dass die heimischen Suchoi Superjet-Flugzeuge von niedriger Qualität seien und oft ausfallen. Dies führe zu zahlreichen Verspätungen und Flugausfällen, was die Situation zusätzlich verkompliziere.
Probleme sind auch auf dem Immobilienmarkt sichtbar. Da sich Russen nicht freiwillig für die Armee melden, erhöhen die Behörden — im Rahmen von Anreizen — den Sold. Dafür, so betonte Wolkow, drucken sie viel Geld nach, was die Erhöhung des Leitzinses der Zentralbank auf 21 % nach sich gezogen hat.
Und jetzt betragen die Hypothekenzinsen etwa 30 %, was natürlich den Immobilienmarkt zerstört hat und eine ernsthafte Krise in der russischen Wirtschaft darstellt — betonte Wolkow.
Obwohl es in Russland an Problemen nicht mangelt, hat der Oppositionspolitiker keine Illusionen. Wie er betonte, ist Russland eine faschistische Diktatur, in der alle Entscheidungen von Wladimir Putin getroffen werden. Wolkow zufolge glaubt der Diktator, dass er "die Führung weitere 15 Jahre fortsetzen kann".