Russlands Schattentanker: Gefälschte Zertifikate in NATO-Gewässern
Russische Tanker der sogenannten Schattentanker-Flotte nutzten gefälschte Zertifikate, um durch NATO-Gewässer in der Ostsee zu fahren. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der dänischen Mediengruppe Danwatch und des norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks NRK.
Gefälschte Sicherheitszertifikate
Mindestens 76 Tanker der russischen "Schattentanker-Flotte" konnten frei durch NATO-Gewässer in der Ostsee fahren, dank gefälschter Sicherheitszertifikate.
Die Untersuchung von Danwatch und NRK ergab, dass diese Dokumente von der Firma Ro Marine ausgestellt wurden, die sich als norwegisch ausgab, obwohl sie einem Russen gehörte.
Es stellte sich heraus, dass die Firma Ro Marine keine finanziellen Operationen durchführte und nur eine Person in ihrer Struktur aufgelistet war – ein Vorstandsmitglied mit bulgarischer Staatsangehörigkeit. Der Eigentümer der Firma ist der 41-jährige Andriej Moczalin, der viele Jahre in der norwegischen Versicherungsbranche arbeitete, mittlerweile aber in St. Petersburg lebt.
Gefälschte Lizenzen und Adressen
Die Versicherungsscheine wurden auf Grundlage einer angeblichen Lizenz aus dem Jahr 2016 der norwegischen Finanzaufsichtsbehörde (FSA) ausgestellt, die sich ebenfalls als gefälscht herausstellte. Tatsächlich existierte Ro Marine zu diesem Zeitpunkt nicht.
Die Firma behauptete auch, dass ihre Büros sich im Gebäude des Norwegischen Reederverbandes in Oslo befanden, was nicht der Wahrheit entsprach. Der Verband versuchte mehrfach, Kontakt mit Ro Marine aufzunehmen, um die falschen Informationen zu korrigieren, jedoch erfolglos.
Im März begann die norwegische Polizei, eine Untersuchung wegen möglicher Umgehung von Sanktionen einzuleiten. Moczalin, das Vorstandsmitglied aus Bulgarien sowie zwei norwegische Geschäftsleute, die mit Ro Marine zusammenarbeiteten, wurden angeklagt. Es ist nicht bekannt, ob jemand festgenommen wurde.
Das Ausmaß des Betrugs
Journalisten stellten fest, dass Ro Marine gefälschte Zertifikate für mindestens 255 Schiffe ausgestellt hat. Selbst nach der Aufdeckung des Betrugs fügte das Unternehmen ein neues Schiff zu seinem Register hinzu. Mindestens acht Öltanker legten bei Kontrollen im Finnischen Meerbusen Ro Marine Zertifikate vor, ohne dass ein Fälschungsverdacht aufkam.
Die Ostsee ist für ein Drittel bis zur Hälfte des russischen Ölexports verantwortlich.