Tesla in der Kritik: Lohnstopp für kranke Mitarbeiter in Grünheide
In der Tesla-Fabrik in Grünheide eskaliert der Streit um die Abwesenheit von Arbeitnehmern. Der amerikanische Elektrofahrzeughersteller verschickt Schreiben an Mitarbeiter, die krankgeschrieben sind, und stoppt die Lohnzahlungen. Tesla behauptet, dass das Ausmaß des Problems gering ist.
Der Konzern von Elon Musk kämpft mit einem außergewöhnlich hohen Abwesenheitsniveau in seiner deutschen Fabrik in Grünheide. Tesla stoppt nicht nur die Lohnzahlungen an kranke Mitarbeiter, sondern verlangt auch, dass diese ihre Diagnosen offenlegen. Außerdem will das Unternehmen, dass Ärzte von ihrer Schweigepflicht entbunden werden, wie der Dienst der deutschen Zeitung "Handelsblatt" berichtet.
Tesla zweifelt Krankmeldungen an
Dem Bericht zufolge versendet Tesla Schreiben an seine Mitarbeiter, in denen Zweifel an den eingereichten Krankmeldungen geäußert werden. In diesen Mitteilungen teilt das Unternehmen mit, dass die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall umgehend eingestellt wird und fordert bereits geleistete Zahlungen möglicherweise zurück.
Der amerikanische Elektrofahrzeughersteller übt auch Druck auf seine Mitarbeiter aus, Details ihrer Diagnosen offenzulegen für "jede bescheinigte Krankmeldung". Das Unternehmen fordert außerdem, dass die Beschäftigten ihre Ärzte von der ärztlichen Schweigepflicht entbinden.
Frühere Berichte des "Handelsblatt" deuteten darauf hin, dass das Management von Tesla in Deutschland auch andere ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen habe – Vertreter des Unternehmens sollen unangekündigt die Häuser von Mitarbeitern besucht haben, die krankgeschrieben zu Hause waren.
Die von Tesla gegenüber krankgeschriebenen Mitarbeitern ergriffenen Maßnahmen werfen Fragen zur Vereinbarkeit mit dem deutschen Arbeitsrecht auf, das traditionell einen starken Schutz für Arbeitnehmer bietet, insbesondere bei gesundheitlichen Problemen, betont das "Handelsblatt".
Tesla: Problemumfang gering
Die Gewerkschaft IG Metall bestätigte die Vorwürfe gegen Tesla bezüglich der Einstellung der Lohnzahlungen an kranke Mitarbeiter. Laut einem Sprecher der Gewerkschaft wurde "oft nicht ein Euro" an Personen auf Krankenschein ausgezahlt.
Tesla weist die Vorwürfe zurück und erklärt, dass das Problem nur "etwa ein Dutzend Fälle pro Monat" betrifft bei einer Belegschaft von 11.000 Mitarbeitern. In einer Erklärung bezeichnete das Unternehmen das Vorgehen der Gewerkschaft als "populistische Skandalmache" und als "absichtliche Verzerrung der Realität".
Tesla-Probleme
Die Probleme in der Fabrik in Grünheide treten zu einer Zeit auf, in der Tesla mit größeren geschäftlichen Herausforderungen konfrontiert ist. Das Unternehmen verzeichnete zuletzt einen signifikanten Rückgang bei den Neuzulassungen seiner Fahrzeuge in China, einem entscheidenden Markt für die Firma.
Gleichzeitig ist der Börsenwert von Elon Musks Unternehmen in den letzten Wochen drastisch gefallen, es wurden mehrere hundert Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Auch auf dem europäischen Markt hat Tesla Schwierigkeiten. Obwohl die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen insgesamt gestiegen sind, sind die Verkaufszahlen ihrer Fahrzeuge deutlich zurückgegangen.
Die deutsche Fabrik in Grünheide, die 2022 eröffnet wurde, ist Teslas erste europäische Produktionsstätte und spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie des Unternehmens auf dem alten Kontinent.