Ukraine stärkt Verteidigung: Zusammenarbeit mit Diehl Defence
Die Ukraine hat ein Memorandum mit Diehl Defence, dem Hersteller der IRIS-T-Raketen, unterzeichnet. Dieses Abkommen sieht die gemeinsame Weiterentwicklung des Systems in der Zukunft vor, ebenso wie die Zusicherung einer Verdreifachung der Raketenlieferungen für die der Ukraine gespendeten Flugabwehrsysteme.
Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umierow kündigte die Unterzeichnung eines Memorandums zur Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Diehl Defence an, das unter anderem die Flugabwehrsysteme IRIS-T SLM und SLS sowie die dazugehörigen Raketen produziert.
Der unterzeichnete Vertrag ebnet den Weg für große Industrieprojekte, die darauf abzielen, die ukrainische Luftverteidigung zu stärken. Zudem beinhaltet er eine Verdreifachung der Lieferungen von Raketen der IRIS-T-Familie an die Ukraine.
IRIS-T SLM und SLS — ein Kernbestandteil der ukrainischen Flugabwehr
Im zweiten Kriegsjahr hat die Ukraine ihre eigenen Bestände und die aus dem Westen erhaltenen Bestände an Raketen für sowjetische Flugabwehrsysteme nahezu aufgebraucht. Sie stützt sich nun hauptsächlich auf westliche Systeme oder auf sowjetische Provisorien, die für den Abschuss westlicher Raketen angepasst wurden.
Während die Unterstützung mit Systemen mittlerer Reichweite, die ballistische Raketen abwehren können, noch unzureichend ist, sieht es bei den Kurzstreckensystemen besser aus. Zu den häufigsten vom Westen gelieferten Systemen gehören neben den norwegisch-amerikanischen NASAMS-Batterien auch die deutschen Batterien des IRIS-T SLM und SLS Systems.
Ukrainische Quellen berichteten von einer 100-prozentigen Abschusseffizienz. Diese Aussage könnte jedoch auf eine einzelne Batterie bezogen sein; im Durchschnitt aller gelieferten Systeme liegt diese Wahrscheinlichkeit möglicherweise etwas niedriger. Es ist zu beachten, dass die IRIS-T Systeme in zwei Varianten geliefert wurden. Die SLS-Variante basiert auf luftgestützten Luft-Luft-Raketen kurzer Reichweite mit einer Reichweite von über 10 km, während die SLM-Variante Ziele in bis zu 40 km Entfernung bekämpfen kann.
IRIS-T Raketen - moderne Waffen aus Europa
Die IRIS-T-Rakete entstand aus einer Zusammenarbeit von Deutschland, Griechenland, Norwegen, Schweden, Italien und zeitweilig auch Kanada. Sie gilt als europäischer Nachfolger für die amerikanischen AIM-9 Sidewinder-Raketen für viele Luftstreitkräfte europäischer NATO-Mitglieder. Interessanterweise basiert sie teilweise auf der Konstruktion der sowjetischen Rakete Wympieł R-73, von der die Schubvektor-Technologie übernommen wurde.
Das Ergebnis der Arbeiten wurde ab 2005 in den Einsatz der Luftwaffe eingeführt. Die Reichweite beträgt etwa 25 km in großer Höhe, wo die Luft dünner ist, oder mehr als 10 km vom Boden aus. Die Rakete ist mit einem fortschrittlichen optoelektronischen Suchkopfsystem ausgestattet, das im Infrarotbereich arbeitet und mit einer FPA-Matrix das thermische Zielbild erfasst. Dadurch ist sie gegenüber Selbstverteidigungsmaßnahmen wie z.B. Leuchtfackeln unempfindlich.
Zusätzlich nutzt die IRIS-T fortschrittliche Algorithmen, die ein Täuschmanöver ermöglichen, sodass das angegriffene Flugzeug vor dem eigentlichen Angriff einen Teil seiner Energie verliert. Auf der Messe MPSO informierte uns der Hersteller, dass IRIS-T nicht nur mit Überlastungen von über 60 G zurechtkommt, sondern auch andere Luft-Luft-Raketen mittlerer Reichweite wie die R-77 Wympieł oder AIM-120 AMRAAM abschießen kann.
Das gleiche Konzept gilt für die größere Variante IRIS-T SL, die seit 2017 in Dienst gestellt ist. Ein besonderes Merkmal dieser Variante ist der Einsatz eines größeren Raketentriebwerks und die Hinzufügung einer Kommunikationsverbindung zur Unterstützung des Suchkopfes, die eine Kommunikation mit dem Startgerät nach dem Abschuss sowie die GPS- und INS-Navigation ermöglicht.
Dies ist notwendig, da der optoelektronische Suchkopf das Ziel erst aus kurzer Distanz erfassen kann. Die maximale Abfangreichweite für diese Version beträgt 40 km und die Flughöhe 20 km. Es handelt sich derzeit um eines der modernsten Kurzstrecken-Flugabwehrsysteme weltweit, das, abgesehen von Deutschland und der Ukraine, auch in Schweden und Ägypten im Einsatz ist.