Ungarn will traditionelle Werte in der Verfassung stärken
Das ungarische Parlament prüft aktuell den Entwurf zur fünfzehnten Änderung der Verfassung, der wesentliche Änderungen in Bezug auf Ehe, Kindererziehung und den Schutz von Bargeld vorsieht.
Was sollten Sie wissen?
- Verfassungsänderung: Der Entwurf zielt darauf ab, das traditionelle Ehemodell als Verbindung zwischen Mann und Frau zu stärken und die Familie als Grundlage für das Überleben der Nation zu definieren.
- Schutz von Bargeld: Die neuen Bestimmungen beinhalten das Recht auf Barzahlungen, das verfassungsrechtlich geschützt werden soll.
- Notstand: Die Regierung könnte künftig den Notstand ausrufen und verlängern, ohne die Zustimmung des Parlaments, was zu Kontroversen geführt hat.
Am Dienstagabend legten Vertreter der in Ungarn regierenden Partei Fidesz im Parlament den Entwurf für die fünfzehnte Verfassungsänderung vor. Der Entwurf konzentriert sich auf ideologische und begriffliche Fragen. Unter anderem enthält der Entwurf die Klausel: „Ungarn schützt die Institution der Ehe als Lebensgemeinschaft, die auf einer freiwilligen Entscheidung zwischen Mann und Frau basiert, und die Familie als Grundlage des Überlebens der Nation“.
Darüber hinaus anerkannten die Vertreter der Fidesz-Partei Ehe und Eltern-Kind-Beziehungen als Grundlage familiärer Beziehungen. In diesem Zusammenhang enthält die Novelle eine Bestimmung, die von Ministerpräsident Viktor Orbán bereits angekündigt wurde, wonach nur ein Mann oder eine Frau als Mensch bezeichnet werden kann. Gleichzeitig wird die Verfassung die Aussage beinhalten, dass „der Vater ein Mann, die Mutter eine Frau ist“.
In der ungarischen Verfassung werden auch Klauseln enthalten sein, die besagen, dass „jedes Kind das Recht auf Schutz und Pflege hat, die für seine korrekte physische, psychische und moralische Entwicklung notwendig sind, und dass dieses Recht Vorrang vor allen anderen Grundrechten hat, außer dem Recht auf Leben“. Die Novelle verpflichtet den Staat auch, das Recht der Kinder auf Selbstidentifikation im Einklang mit dem Geschlecht, in dem sie geboren wurden, zu schützen und die Erziehung im Einklang mit den auf der verfassungsmäßigen Identität des Landes und der christlichen Kultur basierenden Werten zu gewährleisten.
Die Novelle führt auch das Recht auf Barzahlungen ein und verbietet die Produktion, Verwendung, Verteilung und Förderung von Drogen. Außerdem gibt sie der Regierung praktisch unbegrenzte Möglichkeiten, Bürgern die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, wenn sie gleichzeitig Bürger eines anderen Landes sind.
Der Entwurf sieht zudem vor, dass die Regierung den Notstand ausrufen und verlängern kann, ohne die Zustimmung des Parlaments. Die Opposition kritisiert diese Bestimmung und befürchtet Machtmissbrauch. Der aktuelle Notstand dauert bereits seit drei Jahren, und die neuen Regeln könnten seine weitere Verlängerung ermöglichen.
Die Verfassungsänderung von 2012 in Ungarn, die eine verfassungsrechtliche Mehrheit im Parlament erfordert, muss nicht in einem landesweiten Referendum bestätigt werden. Dies ist bereits die fünfzehnte Änderung, die die regierende Koalition aus Fidesz-KDNP einführt.