Demokraten überraschen in Grönland: Wahlsieg für Mäßigung und Dialog
Die oppositionelle liberale Partei Demokraten, die sich auf wirtschaftliche Angelegenheiten konzentriert und nicht nur auf die Unabhängigkeit Grönlands, hat die Parlamentswahlen am Dienstag auf dem autonomen, von Dänemark abhängigen Territorium gewonnen. Sie erhielt 29,9 % der Stimmen, wie aus den vorläufigen Ergebnissen hervorgeht, die auf der Website der Wahlbehörde Valg.gl veröffentlicht wurden.
Am Mittwochmorgen waren die Stimmen aus allen 72 Wahllokalen ausgezählt.
Der Vorsitzende der siegreichen Demokraten, Jens-Frederik Nielsen, betonte im Wahlkampf wiederholt, dass man sich auf aktuelle Angelegenheiten konzentrieren und in der Frage der Unabhängigkeit „langsam aber sicher vorgehen“ müsse. Der Politiker versprach unter anderem eine Senkung der Steuern. Der Sieg der Demokraten, die bisher nur drei Sitze im 31-köpfigen Parlament hatten, wird als „riesige Überraschung“ bezeichnet.
Den zweiten Platz belegte die Partei für eine schnelle Unabhängigkeit – die Gruppe Naleraq, mit 24,5 % der Stimmen. Diese Partei ist zugleich die einzige, die offen eine Annäherung an die USA propagiert.
Premierminister: Wir respektieren die Wahl der Grönländer
Das drittbeste Ergebnis erzielte die linke Partei des aktuellen Premierministers Mute B. Egede, Inuit Ataqatigiit (IA) – mit 21,4 %. Premierminister Egede gestand die Niederlage ein: „Wir respektieren die Wahl der Grönländer“, sagte er dem grönländischen öffentlichen Rundfunk KNR.
Die vierte Partei im neuen Parlament wird die bisherige Koalitionspartei, die sozialdemokratische Partei Siumut, sein – mit 14,7 % der Stimmen.
Ins Parlament wird auch die konservative Partei Atassut mit 7,3 % der Stimmen einziehen, die sich traditionell für die Beibehaltung der Verbindungen zu Dänemark einsetzt.
Die Wahl der 31 Abgeordneten des grönländischen Parlaments erregte besonderes Interesse im Zusammenhang mit der von der Mehrheit der sechs an den Wahlen teilnehmenden Parteien angekündigten Einleitung des Prozesses zur Proklamation der Unabhängigkeit. Gleichzeitig wurde Grönland zum Objekt des Interesses des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der angekündigt hatte, die Insel übernehmen zu wollen.