Europa diskutiert über Friedensmission in der Ukraine ohne US‑Hilfe
Die Idee, die Sicherheit der Ukraine durch ein von europäischen Ländern bereitgestelltes Truppenkontingent zu gewährleisten, wird breit diskutiert. Auch die Ukrainer selbst bewerten diesen Vorschlag, indem sie einschätzen, ob Europa in der Lage ist, 100.000 Soldaten zu mobilisieren und wie sich eine solche Anzahl von Truppen auf die Sicherung der Grenze auswirken würde.
Ein Vorschlag zur dauerhaften Sicherung der Ukraine, falls das Land nicht Mitglied der NATO wird, sind Friedenstruppen. Die USA haben die Beteiligung ihrer Armee ausgeschlossen, sodass die Verantwortung für die Aufstellung eines Truppenkontingents bei den europäischen Staaten liegt.
Der ukrainische Dienst Defence Express hat eine Analyse vorgenommen, um zu berechnen, wie sich die vorgeschlagene Stärke der Friedenstruppen auf die Sicherung der Grenze auswirkt.
In der öffentlichen Diskussion sind bisher verschiedene Zahlen über die Größe des europäischen Kontingents aufgetaucht – von 200.000 Soldaten (was die obere Grenze darstellt) bis zu 40.000 Mann starken Streitkräften (was den aktuellen Einschränkungen der europäischen Armeen Rechnung zu tragen scheint).
Wie viele Soldaten sichern die Grenze der Ukraine?
Defence Express hat als Ausgangspunkt ein Kontingent von 100.000 Soldaten angenommen, was die untere Grenze ist, die von Präsident Selenskyj gefordert wurde. Es lohnt sich, diese Zahl mit der Gesamtzahl der von Ländern weltweit gestellten UN-Friedenstruppen zu vergleichen. Im Jahr 2019 waren es etwa 100.000 Soldaten, von denen 44.000 von afrikanischen Ländern gestellt wurden.
Im Fall der Ukraine hat die Frontlinie und die durch Russland bedrohten äußeren Grenzen des Landes derzeit eine Länge von etwa 3.700 km. Das bedeutet, dass ein Kontingent von 100.000 Mann - statistisch gesehen - 27 Soldaten pro Kilometer Grenze bereitstellt. "Das ist weniger als ein Zug", fasst Defence Express zusammen.
Wie viele Soldaten kann Europa stellen?
Offen bleibt die Frage, ob die europäischen Länder 100.000 Soldaten in die Ukraine entsenden können. Die Armeen der europäischen NATO-Staaten umfassen derzeit insgesamt etwas mehr als 2 Millionen Soldaten. Wenn man die Türkei sowie die Länder mit prorussischen Sympathien wie Ungarn und die Slowakei ausschließt, sinkt diese Zahl auf etwa 1,5 Millionen.
In einem solchen Fall würden 100.000 Soldaten eine Entsendung von etwas mehr als 6,5 % der Truppen in Expeditionsstreitkräfte bedeuten. Wie der ukrainische Dienst feststellt, ist das nicht unrealistisch, erfordert jedoch eine Entscheidung, die vom politischen Willen der jeweiligen Länder abhängt.