Russische Su‑35 verletzt NATO-Luftraum: Estland alarmiert
Die estnische Marine hat am Donnerstag einen Tanker aus der sogenannten Schattenflotte abgefangen. Ein russischer Su-35-Jet drang daraufhin in den NATO-Luftraum ein, um den Tanker zu schützen. Es ist das erste Mal, dass die russische Luftwaffe eine aktive Schutzposition gegenüber einer solchen Einheit eingenommen hat, warnt General Vahur Karus von der estnischen Armee.
Nach Angaben des Generals schützte der russische Su-35 den Tanker etwa zweieinhalb Stunden lang und verletzte dabei für etwa eine Minute den estnischen und NATO-Luftraum. Als Reaktion darauf führten portugiesische F-16-Kampfflugzeuge, die im Rahmen der NATO-Mission Baltic Air Policing auf der Basis Ämari stationiert sind, einen Aufklärungsflug durch.
Dieser Vorfall stellte das erste Mal dar, dass die russischen Luftstreitkräfte eine "aktive Schutzposition" gegenüber einer solchen Einheit einnahmen, erklärte der Chef des Generalstabs der estnischen Streitkräfte, General Vahur Karus.
Reaktion Estlands auf den Vorfall
Die estnische Marine, unterstützt durch ein Aufklärungs- und Patrouillenflugzeug sowie einen Hubschrauber, eskortierte den Tanker Jaguar, der auf dem Weg nach Primorsk im Leningrader Gebiet war.
Das Schiff hatte Gabun als Flaggenstaat angegeben. Allerdings informierten die gabunischen Behörden, dass diesem Recht seit dem 10. Mai aufgrund von Sanktionen seitens Großbritanniens entzogen wurde.
Als das Schiff in die ausschließliche Wirtschaftszone Estlands eintrat, versuchte die Marine, dessen Status zu klären. Trotz ausbleibender Antwort planten die estnischen Behörden nicht, an Bord zu gehen. Stattdessen wurde beschlossen, das Schiff in russische Gewässer zu führen, um eine Bedrohung für die Unterwasserinfrastruktur, einschließlich des Erdkabels EstLink 1, abzuwenden.
Diplomatische Konsequenzen
Aufgrund der Verletzung des Luftraums durch das russische Flugzeug bestellte das estnische Außenministerium den russischen Geschäftsträger in Tallinn ein und übergab ihm eine diplomatische Note.
Die Verletzung des Luftraums durch das russische Kampfflugzeug zum Schutz eines Tankers der Schattenflotte ist ein deutliches Beispiel für die ernsthafte Bedrohung, die Russland für die NATO als Ganzes darstellt, erklärte der estnische Außenminister Margus Tsahkna.
Der schwierige Kampf mit gefährlichen Tankern
Laut Berichten von money.pl hat sich Estland, das in letzter Zeit mehrfach mit Unterbrechungen von Unterseekabeln konfrontiert war, die unter anderem mit Finnland verbinden, an die NATO gewandt, um im Ostseeraum eine "Abschreckungsflotte" zu stationieren. Es hat selbst die präventiven Maßnahmen gegenüber der sogenannten Schattenflotte verschärft. Seit Juni 2024 wurden die Dokumente von etwa 458 Schiffen überprüft und Inspektionen von sieben Schiffen auf den Reeden durchgeführt. Dadurch konnten weitere Fälschungen und Unregelmäßigkeiten entdeckt werden.
Im April hielten die estnischen Behörden das Schiff Kiwala auf, das auf dem Weg zum russischen Hafen Ust-Luga war und sich als von Kanada, der Europäischen Union, der Schweiz und Großbritannien sanktionierte Einheit erwies. Der Kapitän des Schiffes soll ein chinesischer Staatsbürger gewesen sein, während der Großteil der 24-köpfigen Crew aus China und Mauretanien stammte.
Die Europäische Kommission hat Werkzeuge entwickelt, um den Schiffsdurchfluss durch ihr Territorium zu kontrollieren. Sie hat auch Richtlinien für die Versicherung und Zertifizierung von Schiffen eingeführt. Ohne ein Zertifikat der Seetüchtigkeit ist es nicht möglich, eine Versicherung abzuschließen oder eine Genehmigung für die Einfahrt in Häfen zu erhalten. Gemäß dem Seerecht verhindert das Fehlen dieser Versicherung automatisch den Transport. Diese Kontrolle ist jedoch in Häfen machbar und auf offener See sehr schwierig.