USA‑China-Handelskrieg droht zu eskalieren: Asymmetrische Taktiken auf dem Vormarsch
Angesichts der Verschlechterung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China steigt das Risiko eines Wirtschaftskrieges, der sich durch eine Eskalation von Vergeltungsmaßnahmen und den Übergang zu asymmetrischer Taktik auszeichnet, bewertete die China-Analystin Sari Arho Havren im Gespräch.
Nachdem das Weiße Haus erneut die Zölle auf Importe aus China auf 145 Prozent erhöht hatte, antwortete Peking mit einer Erhöhung der Zölle auf Produkte aus den USA von 84 auf 125 Prozent. Gleichzeitig versicherte das chinesische Finanzministerium am Freitag, dass weitere Erhöhungen seitens Washingtons "ignoriert" würden. Dennoch werde China "bis zum Ende kämpfen".
Handelskrieg USA-China: Peking verfügt über mehr Optionen
Sari Arho Havren, Expertin des Royal United Service Institute (RUSI), einem britischen Think Tank für Verteidigung und Sicherheit, wurde von der PAP zu potenziellen weiteren Reaktionen der VR China auf die US-Zölle befragt. Sie wies darauf hin, dass Peking über einen breiten Katalog an Möglichkeiten jenseits von Vergeltungszöllen verfügt. Sie erwähnte unter anderem die Platzierung amerikanischer Unternehmen auf Exportkontrolllisten, die Einschränkung der Qualifikationen für bestimmte Waren aus den USA oder die Ankündigung von Beschränkungen für Hollywood-Filme.
Die Expertin betont, dass China den Dienstleistungssektor angreifen könnte, in dem die USA seit langem einen Überschuss haben. Ebenfalls im Spiel ist die Einleitung von Untersuchungen zu geistigem Eigentum und Cybersicherheit, die gegen amerikanische Unternehmen in China gerichtet sind.
Ich erwarte, dass China zunehmend asymmetrische Maßnahmen jenseits des Handels ergreifen wird, sagte die China-Expertin. Sie prognostiziert auch weitere Investitionsbeschränkungen, eine strengere Durchsetzung von Umweltprotokollen und die Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorschriften durch amerikanische Unternehmen in China.
Szenarien für die zukünftigen USA-China-beziehungen
Bezüglich der Zukunft der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China skizzierte Havren drei potenzielle Szenarien. Das wahrscheinlichste sieht sie in einem sich hinziehenden Wirtschaftskrieg mit ständiger Eskalation. Die Expertin glaubt, dass keine der Seiten bereit scheint, Kompromisse einzugehen, und dass beide Regierungen nationale Resilienz und wirtschaftliche Souveränität priorisieren.
Das zweite Szenario umfasst "zielgerichtete Verhandlungen über sich überschneidende Sektoren", wie Landwirtschaft und Technologie. Havren meint, dass dies eine weniger wahrscheinliche Entwicklung sei. "Beide Volkswirtschaften basieren auf einigen sich überschneidenden Sektoren, wie Landwirtschaft und Technologie. Durch Mediation ist eine sektorale Einigung möglich", sagte sie.
Im letzten Szenario beschreibt Havren den sogenannten "Decoupling", also das Trennen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt, was mindestens ein Jahrzehnt dauern könnte. Dies spiegelt ideologische Unstimmigkeiten, die Erosion des Vertrauens und den Fokus auf "nationale Resilienz" wider. Dies hätte Auswirkungen auf die langfristige und massive Neuanpassung globaler Handelssysteme, höhere Kosten, die Polarisierung zwischen den Handelsblöcken der USA und Chinas sowie globale Spannungen. Aber auch lokale Möglichkeiten und die Reindustrialisierung in vielen Bereichen, beurteilt die Expertin.