NachrichtenRussland meldet Vorstoß in die Zentralukraine – Zahl der zivilen Opfer steigt weiter

Russland meldet Vorstoß in die Zentralukraine – Zahl der zivilen Opfer steigt weiter

Zum ersten Mal seit Beginn des großflächigen Krieges will Russland in das zentrale ukrainische Gebiet Dnipropetrowsk vorgedrungen sein. Eine Bestätigung aus Kiew fehlt bislang – doch die humanitäre Lage in der Ukraine verschärft sich zusehends.

DRUSCHKIVKA, UKRAINE – 8. JUNI: Russische Raketen beschädigten am 8. Juni 2025 mehrere Gebäude in der ostukrainischen Stadt Druschkiwka. (Foto von Jose Colon/Anadolu via Getty Images)
DRUSCHKIVKA, UKRAINE – 8. JUNI: Russische Raketen beschädigten am 8. Juni 2025 mehrere Gebäude in der ostukrainischen Stadt Druschkiwka. (Foto von Jose Colon/Anadolu via Getty Images)
Bildquelle: © GETTY | Anadolu

Die wichtigsten Fakten:

  • Das russische Verteidigungsministerium meldet einen Vormarsch in die Region Dnipropetrowsk – ein strategisch bedeutendes Industriezentrum der Ukraine.
  • Unabhängige Stellen konnten die Angaben bislang nicht verifizieren, ukrainische Behörden äußerten sich nicht.
  • Bei russischen Angriffen am Wochenende wurden laut ukrainischer Polizei mindestens 14 Zivilist*innen getötet, 68 weitere verletzt – darunter Kinder.
  • In den Friedensverhandlungen blockiert Moskau weiterhin und fordert einen vollständigen Rückzug der Ukraine sowie ein Ende westlicher Militärhilfe.
  • Ukrainische Drohnenangriffe führten zu Bränden in russischen Industrieanlagen und zur zeitweisen Schließung von Flughäfen rund um Moskau.

Moskau hat am Sonntag erklärt, seine Truppen seien erstmals in die zentralukrainische Region Dnipropetrowsk vorgedrungen. Der Schritt könnte, sofern er sich bestätigt, eine neue Eskalationsstufe im Krieg markieren.

Laut dem russischen Verteidigungsministerium habe eine Einheit der 90. Panzerdivision die Grenze zwischen dem bereits größtenteils von Russland kontrollierten Gebiet Donezk und Dnipropetrowsk überquert. Weitere Angaben zur Tiefe des Vorstoßes oder zur strategischen Zielsetzung machte Moskau nicht. Aus Kiew gibt es bislang keine offizielle Bestätigung – unabhängige Quellen wie das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) oder die ukrainische Beobachterplattform DeepStateMap konnten den Vorstoß ebenfalls nicht verifizieren.

Dnipropetrowsk grenzt an drei teilweise von Russland besetzte Gebiete: Donezk, Saporischschja und Cherson. Es gilt als industrielles Rückgrat der Ukraine – insbesondere im Bergbau – und beherbergte vor Kriegsbeginn rund drei Millionen Menschen. Sollte es Russland gelingen, in der Region Fuß zu fassen, könnte dies die ukrainische Verteidigung weiter destabilisieren.

Unterdessen hält der militärische Druck entlang der gesamten Frontlinie an. In der nordöstlichen Region Sumy hat Russland laut pro-ukrainischen Quellen in den vergangenen Wochen über 190 Quadratkilometer besetzt. Analyst*innen gehen davon aus, dass der Kreml gezielt versucht, die ukrainischen Verteidigungskräfte durch gleichzeitige Vorstöße in mehreren Regionen zu überfordern.

Am stärksten betroffen bleiben weiterhin Zivilistinnen. Wie die ukrainische Polizei meldete, kamen am 7. und 8. Juni mindestens 14 Menschen bei russischen Angriffen in den Regionen Charkiw, Cherson und Donezk ums Leben – darunter ein sechs Wochen altes Baby sowie ein 14-jähriges Mädchen. Weitere 68 Menschen wurden verletzt.

»Die Angriffe richteten sich gegen Wohnhäuser, Schulen und zivile Infrastruktur«, hieß es in einer Mitteilung.

Auch Polizistinnen und Rettungskräfte wurden unter den Opfern genannt.

Während sich die Kämpfe ausweiten, stagnieren die diplomatischen Bemühungen. In den jüngsten Gesprächen in Istanbul pochte die russische Delegation erneut auf Maximalforderungen: den Rückzug ukrainischer Truppen von der Front, den Stopp westlicher Waffenlieferungen und eine Absage an die Nato-Mitgliedschaft. Aus Kiew oder Brüssel gibt es dazu keine Kompromissbereitschaft.

Auch auf russischem Boden häufen sich Zwischenfälle. Nach einem ukrainischen Drohnenangriff brach im Gebiet Tula südlich von Moskau ein Brand in einer Chemiefabrik aus. Zudem kam es am Wochenende zu Flugausfällen an mehreren Moskauer Flughäfen, darunter Domodedowo, Wnukowo und Schukowski. Der Grund: gemeldete Drohnensichtungen.

Der Krieg hat sich in den vergangenen Monaten auf immer mehr Regionen ausgeweitet – von der Grenze zu Belarus bis zur Schwarzmeerküste. Die militärische Pattsituation, blockierte Verhandlungen und die gezielte Angriffe auf zivile Infrastruktur lassen wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende zu.

Quellen: CNN, RadioFreeEurope

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Redakcja Wirtualnej Polski