Friedrich Merz fordert mehr Arbeitsstunden: Deutsche im Vergleichsfokus
Bundeskanzler Friedrich Merz und das Institut der deutschen Wirtschaft appellieren, die Anzahl der Arbeitsstunden in Deutschland zu erhöhen. Sie vergleichen das Land mit fleißigeren Nationen.
Friedrich Merz, der Bundeskanzler von Deutschland, und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln rufen dazu auf, die Arbeitsstunden in Deutschland zu erhöhen.
Laut IW arbeiten Deutsche durchschnittlich 1.036 Stunden pro Jahr, was erheblich weniger ist als in anderen Ländern. Zum Vergleich: Griechen arbeiten 1.172 Stunden und Polen 1.304 Stunden im Jahr. Neuseeland führt sogar mit 1.400 Stunden pro Jahr und Einwohner.
Das IW betont, dass in den letzten zehn Jahren die Anzahl der Arbeitsstunden in vielen europäischen Ländern gestiegen ist. In Polen betrug der Anstieg 23 %, in Griechenland 21 % und in Spanien 15 %. In Deutschland war dieser Anstieg deutlich geringer und betrug nur 2,3 %.
Wie das Portal weltexpress.info hervorhebt, propagieren Merz und das IW die Idee, dass Deutsche mehr arbeiten sollten, um die Gewinne für die Reichsten zu steigern. Kritiker dieses Ansatzes weisen darauf hin, dass solche Vergleiche unangemessen sind.
Sie weisen auch darauf hin, dass viele Menschen in Deutschland unbezahlte Arbeit leisten, wie die Pflege von Angehörigen oder ehrenamtliche Tätigkeiten, die in Statistiken nicht erfasst werden.
Deutsche Journalisten betonen, dass Jugendliche in Deutschland im Alter von 15-20 Jahren ihre Ausbildung oft fortsetzen, was bedeutet, dass sie noch nicht vollständig in den Arbeitsmarkt integriert sind. Zudem arbeiten viele Migranten aus Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Polen auf deutschen Baustellen oft für geringere Löhne als in ihren Heimatländern
Das IW schlägt vor, dass Deutsche auf eine Frühverrentung verzichten sollten, um die Anzahl der Arbeitsstunden zu erhöhen. Die neue Arbeitsministerin, Bärbel Bas, plant, die Beschäftigung unter Müttern zu steigern, was bedeuten würde, dass sie von Teilzeit- auf Vollzeitarbeit umsteigen.
Erinnern wir uns daran, dass im Jahr 2024 die Bewohner der Europäischen Union durchschnittlich 36 Stunden pro Woche an ihren Hauptarbeitsplätzen arbeiteten.
Laut Eurostat sind das eine Stunde weniger als ein Jahrzehnt zuvor, als der Durchschnitt 37 Stunden betrug. Diese Daten beziehen sich sowohl auf Vollzeit- als auch auf Teilzeitbeschäftigte im Alterssegment 20-64 Jahre.
Bei einer Analyse der einzelnen EU-Länder kann man bedeutende Unterschiede in der Länge der Arbeitswoche feststellen. Im Jahr 2024 wurde in Griechenland am längsten gearbeitet, wo die durchschnittliche Arbeitswoche 39,8 Stunden betrug.
Nicht viel weniger arbeiteten die Bewohner Bulgariens (39 Stunden), Polens (38,9 Stunden) und Rumäniens (38,8 Stunden). Die kürzeste Arbeitswoche wurde in den Niederlanden registriert, wo sie 32,1 Stunden betrug. Ähnlich war es in Dänemark, Deutschland und Österreich, wo der Durchschnitt 33,9 Stunden betrug.