TechnikFrankreich plant Raketenartillerie als Alternative zu HIMARS

Frankreich plant Raketenartillerie als Alternative zu HIMARS

Bis spätestens Mitte 2026 plant Frankreich, ein eigenes Raketenartilleriesystem zu testen, das als Alternative zum M142 HIMARS gesehen wird. Doch woran arbeiten die Franzosen genau?

Nach Rumänien brachten die Franzosen auch Lenkwaffenwerfer Lance-Roquettes Multiple Unitaire (LRU), die dortige Variante der Mehrfachraketenwerfer M270A1 MLRS.
Nach Rumänien brachten die Franzosen auch Lenkwaffenwerfer Lance-Roquettes Multiple Unitaire (LRU), die dortige Variante der Mehrfachraketenwerfer M270A1 MLRS.
Bildquelle: © Ministère des Armées de la France

Laut der französischen Generaldirektion für Rüstung soll das neue Raketenartilleriesystem durch die Zusammenarbeit der Unternehmen Safran, MBDA, Thales und der ArianeGroup entstehen. Ziel ist die Entwicklung eines Systems mit einer Reichweite von 150 Kilometern.

Ersatz für das Lance-Roquettes Unitaire (LRU)

Frankreich plant, das Lance-Roquettes Unitaire-System zu ersetzen, das im Jahr 2027 außer Dienst gestellt werden soll. Im Rahmen des Verteidigungsplans für die Jahre 2024–2030 wurden 600 Millionen Euro für das Programm "Frappe Longue Portée Terrestre" vorgesehen. Ziel ist der Erwerb von mindestens 13 Systemen bis 2030 und 26 bis 2035.

Der französische Generalstabschef, General Pierre Schill, betont, dass die Fähigkeit für taktische Langstreckenschläge entscheidend ist. Viele europäische Länder besitzen bereits solche Systeme, und Frankreich möchte sich in diesem Bereich ebenso wie bei anderen Waffensystemen autonom aufstellen.

Zusammenarbeit mit europäischen Unternehmen und Nutzung vertrauter Technologien

Die Unternehmen Safran und MBDA sowie Thales und die ArianeGroup arbeiten am System Thundart 227 mm, das vor 2030 einsatzbereit sein soll. Dieses System soll ohne amerikanische Handelsbeschränkungen auskommen und in Europa produziert werden. Safran und MBDA haben bereits erhebliche Mittel in dieses Projekt investiert.

Frankreich erwägt auch den Kauf ausländischer Systeme, sollten sich bei der Entwicklung der nationalen Lösung Verzögerungen ergeben, da die Lebensdauer der LRU-Systeme maximal um zwei bis drei Jahre verlängert werden kann. Eine Entscheidung darüber soll im nächsten Jahr fallen. Die Franzosen hoffen außerdem auf das Interesse anderer europäischer Staaten wie Schweden oder Norwegen.

Die wahrscheinlichste Lösung ist die 227-mm-Rakete, die auf der Messe Eurosatory 2024 präsentiert wurde und zum M270 MLRS-Werfer passt. Sie besteht aus einer Feststoffrakete mit einem Gefechtskopf, der von den AASM Hammer-Sets stammt.

Dies ist eine einfache Nutzung vorhandener Mittel, und die Wirkung könnte effektiver sein als die amerikanischen Raketen GMLRS oder GLSDB, wenn Abschnitte mit Laserlenkung oder einem optoelektronischen Sprengkopf eingesetzt würden, der das thermische Bild des Ziels erkennen kann. Es ist jedoch zu beachten, dass das auf der Messe gezeigte Modell die kostengünstigste, aber manchmal unzuverlässige Option mit Trägheits- und Satellitennavigation umfasste.

Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass Raketenartillerie mit einer Reichweite von 80 Kilometern oder mehr unverzichtbar ist, und derzeit gibt es in Europa kein lokal produziertes System. EU-Staaten beziehen solche Waffen außerhalb Europas, wie etwa Dänemark und die Niederlande gemeinsam mit Deutschland, die das israelische System PULS gewählt haben, oder Polen, das neben dem in der Region ebenfalls beliebten amerikanischen System M142 HIMARS das südkoreanische System K239 Chunmoo gewählt hat.

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