Illegaler Exodus aus der Ukraine: 75.000 Männer trotz Verbot entkommen
Seit Anfang 2022 wurden fast 30.000 Personen bei Fluchtversuchen aus der Ukraine festgenommen, und weitere 44.900 haben die Grenze illegal überschritten. Die Temporäre Untersuchungskommission warnt: Das Phänomen nimmt zu, und das System weist zahlreiche Lücken und Missbräuche auf.
In Kiew fand eine Sitzung der Temporären Untersuchungskommission statt, die sich mit dem Problem der illegalen Grenzüberquerung befasste. Daran nahmen unter anderem Vertreter des Grenzschutzes, der Nationalpolizei, der Generalstaatsanwaltschaft, des Ministeriums für Gemeinde- und Gebietsentwicklung sowie des Sicherheitsdienstes der Ukraine teil.
Dutzende Tausend Männer verließen die Ukraine trotz Verbots
Aus den während der Beratungen vorgelegten Daten geht hervor, dass seit Anfang 2022 bei Versuchen, das Land illegal zu verlassen, fast 30.000 Personen festgenommen wurden und weitere 44.900 illegal die Grenze überschritten haben.
Infolgedessen wurden über 7.000 Strafverfahren eingeleitet, jedoch endeten nur etwas mehr als 400 mit gerichtlichen Urteilen.
Zu den am häufigsten angewandten Methoden der illegalen Ausreise gehört die Verwendung gefälschter Dokumente – beispielsweise ärztlicher Atteste, Bescheinigungen über das Studium im Ausland, der Status als Vater von mehreren Kindern oder gerichtliche Entscheidungen über das Sorgerecht für Kinder.
Lücken, Korruption und gefälschte Dokumente
Beliebt sind auch Versuche, die Grenze ohne Grenzkontrollen zu überqueren, Reisen mit Pässen anderer Staaten, Ausreisen über besetzte Gebiete und Russland sowie Fahrten im Rahmen des "Szlach"-Systems als angebliche Fahrer humanitärer Transporte.
Die Kommission wies auch auf eine Reihe systemischer Probleme hin. Es gibt unter anderem keinen einheitlichen Dokumentenanforderungskatalog an der Grenze, was zu willkürlichen Entscheidungen führt.
Die Schließung des Systems "Szlach" für Freiwillige hat das Liefern von Hilfsgütern an Soldaten erschwert, und das Fehlen einer elektronischen Archivierung der Dokumente verhindert eine spätere Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Ausreisen. Es wurde auch auf das Fehlen einer Überwachung der Rückkehrer hingewiesen – ein Teil der Personen, darunter Sportler und Beamte, kehren nicht zum festgelegten Termin zurück, und die Meldung an die Strafverfolgungsbehörden erfolgt oft verspätet.
Auch die Art der Schreiben von staatlichen Strukturen, darunter der Hauptnachrichtendirektion und der Militäradministrationen, erweckt Zweifel – die Kommission stufte sie als potenziell korruptionsanfällig ein und forderte deren Überprüfung.
Aufgrund des Kriegszustands ist Männern im wehrpflichtigen Alter das Verlassen des Landes untersagt.