Portugals Milliarden-Deal: Kampfjet-Dilemma ohne Favoriten
Portugal plant den Kauf neuer Kampfflugzeuge für etwa 5,5 Milliarden Euro (4,8CHF Milliarden) und erwägt dabei "alle Optionen". Obwohl vor ein paar Wochen die F-35 noch als klarer Favorit zur Verstärkung der portugiesischen Luftwaffe galt, hat sich die Situation durch die jüngsten Maßnahmen der Trump-Administration stark verändert.
Der Sinn des Kaufs der F-35 für die portugiesische Luftwaffe wurde bereits Mitte März infrage gestellt, als der scheidende Verteidigungsminister Nuno Melo betonte, dass "die Vorhersehbarkeit der Alliierten ein Trumpf sei, den man stärker berücksichtigen müsse". Er bezog sich auf die Handlungen von Donald Trump, der nicht nur gegenüber der Ukraine, sondern auch gegenüber den NATO-Verbündeten aggressive Rhetorik einsetzte. Aus diesem Grund wird auch in Kanada und sogar in Deutschland über einen Verzicht auf den Kauf der F-35 nachgedacht.
Portugal ist von der F-35 nicht mehr überzeugt
Die Entscheidung über die neue Maschine für die portugiesische Luftwaffe wird letztlich von der neuen Regierung getroffen. Ein hochrangiger Beamter erklärte, dass "alle Optionen" analysiert würden, um die alternden F-16 zu ersetzen.
„Wir müssen prüfen, was andere tun können oder nicht, da letztlich eine Entscheidung getroffen werden muss, ob wir Option A, B oder C wählen möchten. Es gibt Vor- und Nachteile, die wir in unserer Analyse des Austauschs der F-16 berücksichtigen müssen, und wir müssen den Politikern alle notwendigen Informationen liefern. Diese Entscheidung wird nicht einfach sein“, sagte Generalmajor João Nogueira, Direktor der Abteilung für die Wartung von Waffensystemen in der portugiesischen Luftwaffe.
In Portugal werden Stimmen laut, dass der Kauf der F-35 ein großer Fehler sein könnte, sollten sich die diplomatischen Beziehungen zu den USA in der Zukunft verschlechtern. Gegner des Kaufs befürchten, dass die USA die Einsatzmöglichkeiten dieser Jets einschränken könnten. Bedenken bestehen hinsichtlich einer potenziellen Lahmlegung der F-35 durch den sogenannten Kill Switch, dessen Existenz jedoch dementiert wird. Zudem werden Szenarien angeführt, die die Wartung oder den Kauf von Ersatzteilen erschweren könnten, was es den USA ermöglichen würde, Druck auf die Regierung des betreffenden Landes auszuüben.
Europäische Kampfjets als Konkurrenz
Die konventionelle Version der F-35A für die Luftwaffe ist ein einsitziger Mehrzweckjäger. Sie zeichnet sich durch Stealth-Technologie aus, also verringerte Erkennbarkeit im Flug. Sie bietet auch die Möglichkeit zur elektronischen Kriegsführung und zum Transport mehrerer Tonnen konventioneller Bewaffnung (Raketen und Bomben). Die F-35 kann eine Geschwindigkeit von etwa 1,6 Mach (ca. 2.000 km/h) erreichen und in Höhen von bis zu 15 km operieren.
Nogueira nannte keine konkreten Modelle, die in den Analysen berücksichtigt werden. Potenziell könnten es der Eurofighter Typhoon, die französische Rafale sowie der schwedische Gripen sein. Obwohl sie nicht alle Möglichkeiten bieten, die die F-35 gewährleistet, könnten neben den technischen Fähigkeiten auch andere Faktoren wie Preis, Wartungsmöglichkeiten oder eine geringere Abhängigkeit von Elektronik für den Kauf sprechen.
Der ehemalige Pentagon-Berater Reuben F. Johnson hält den schwedischen Gripen für eine sehr unterschätzte Maschine, die als Alternative zur F-35 in Betracht gezogen werden sollte. Es handelt sich um ein günstigeres, weniger computergestütztes Flugzeug, das zudem die Fähigkeit besitzt, von kurzen, improvisierten Startbahnen (längeren Straßenabschnitten) aus zu operieren.