Schwedischer Journalist Medin: Haftstrafe wegen Erdogan-Beleidigung
Joakim Medin, ein schwedischer Journalist, wurde von einem türkischen Gericht zu 11 Monaten und 20 Tagen Gefängnis verurteilt, weil er den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beleidigt haben soll. Medin bleibt aufgrund zusätzlicher Anklagen wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation inhaftiert.
Das Gericht in Ankara sprach den schwedischen Journalisten Joakim Medin schuldig, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beleidigt zu haben. Das Strafmaß beträgt 11 Monate und 20 Tage Haft. Medin, der per Videoverbindung aus dem Marmor-Gefängnis in Istanbul an der Verhandlung teilnahm, beteuerte seine Unschuld.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich im Gefängnis bin. Ich habe acht Tage in den Zellen von Baschar al-Assad in Syrien verbracht. Das war eine sehr schlechte Erfahrung. Ich bin sicher, dass das türkische Justizsystem meine Unschuld feststellen wird und ich freigelassen werde, sagte Medin.
Vorwürfe der Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation
Medin bleibt im Gefängnis, da auch Vorwürfe der Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation gegen ihn erhoben wurden. Das Datum der ersten Anhörung in dieser Angelegenheit wurde noch nicht festgelegt.
Der Journalist wurde im März am Flughafen von Istanbul festgenommen, wo er angekommen war, um über die Proteste nach der Verhaftung des ehemaligen Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem Imamoglu, zu berichten.
Kontroversen um die Festnahme
Die Festnahme von Medin erfolgte im Rahmen einer Untersuchung eines Protests in Stockholm im Januar 2023, bei dem vor dem Rathaus eine Puppe, die Erdogan ähnelte, aufgehängt wurde. Die türkischen Behörden behaupten, Medin sei einer von 15 identifizierten Teilnehmern dieser Veranstaltung gewesen. Sowohl der Journalist als auch seine Redaktion weisen diese Vorwürfe zurück und betonen, dass Medin seine beruflichen Pflichten erfüllte.
An der Anhörung nahmen unter anderem der schwedische Europaabgeordnete Jonas Sjostedt, das Mitglied des schwedischen Parlaments Ulrika Westerlund, Martin Roux von der Organisation Reporter ohne Grenzen sowie die schwedische Botschafterin in der Türkei, Malena Mard, teil.