Steven Seagal: Vom Actionheld zum Kreml-Befürworter
Der frühere Actionfilmstar Steven Seagal erschien erneut an der Seite von Wladimir Putin bei den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges in Moskau. Dieses Mal nahm der Schauspieler an der Militärparade auf dem Roten Platz teil, was sowohl in den USA als auch unter ehemaligen Fans weltweit für Kontroversen sorgte. Seagal, einst ein Symbol des amerikanischen Patriotismus, unterstützt heute offen Russland – das Land, dessen Staatsbürgerschaft er 2016 annahm.
Steven Seagal ist heute eine mehrdeutige Figur – für die einen immer noch eine Ikone des Kinos der 90er Jahre, für die anderen eine Schachfigur in der russischen Medienmaschinerie. Seine Anwesenheit auf dem Roten Platz in Moskau während des Siegestags ist nicht nur ein symbolischer Akt, sondern auch ein Zeichen der Zeit: Zeiten, in denen die Grenze zwischen Fiktion und Realität im Leben von Stars zunehmend verwischt.
Vom Helden des "General Commander – Tödliches Kommando" zum Verbündeten des Kremls
Noch vor einigen Jahren wurde Steven Seagal mit einem harten, hollywoodreifen CIA-Agenten-Image in Verbindung gebracht, der gegen internationales Übel kämpft. In dem Film "General Commander – Tödliches Kommando", der 2019 Premiere feierte, beschuldigt sein Held die US-Regierung des Verrats und der Manipulation, bevor er von seinen eigenen Vorgesetzten getötet wird. Heute betrachten immer mehr Zuschauer dieses Drehbuch als Vorwegnahme der privaten Entscheidungen des Schauspielers.
Seagal selbst behauptete seit Jahren, dass er Kontakte zur CIA hatte.
– Ich habe für CIA-Leute gearbeitet und war mit der Agentur verbunden. Ich werde dir keine Stunden und Daten nennen, aber viele Dinge, die ich getan habe, dürfen nie ans Licht kommen – sagte er in Interviews.
Natürlich wurden keine dieser Aussagen offiziell bestätigt.
Russland, Serbien, Moskau – Seagal wählt den Osten
Seit 2016 besitzt Steven Seagal die russische Staatsbürgerschaft. Wladimir Putin überreichte ihm persönlich den Pass und ernannte ihn später zum Sondervertreter für humanitäre Kontakte mit den USA. In der Zwischenzeit erhielt Seagal auch die serbische Staatsbürgerschaft und trat öffentlich in T-Shirts mit dem serbischen Wappen auf.
Die diesjährige Präsenz des Schauspielers auf dem Roten Platz in Moskau bei der Militärparade anlässlich des Siegestags bestätigt, dass die Verbindung zu Russland nicht nur eine Formalität ist. Seagal verbirgt seine Sympathie für Putins Politik nicht und hat mehrfach die westliche Heuchelei kritisiert. In den sozialen Medien veröffentlichte er stolz Bilder mit russischen Soldaten und sprach in Interviews von einer "spirituellen Verbindung mit Russland".
"Ich liebe dieses Land, aber man hat mich verraten" – eine USA-Vergangenheit?
Steven Seagal äußert sich, wenn er nach den Vereinigten Staaten gefragt wird, zunehmend enttäuscht.
– Ich liebe dieses Land. Deshalb fühle ich mich, als hätte man mich verraten – sagte er sowohl im Film als auch privat.
Laut Kommentatoren versucht der Schauspieler seit Jahren, eine alternative Erzählung über sein Leben zu konstruieren – als verkannter Patriot, der den USA den Rücken kehrte, aufgrund ihres inneren Verfalls.
In den USA ist Seagal heute eine fast vergessene Figur, manchmal verspottet, häufiger ignoriert. In Russland hingegen bleibt er eine Berühmtheit und ein symbolisches Bindeglied zwischen Osten und Westen, auch wenn diese Rolle mehr propagandistischen als künstlerischen Wert hat.