Trumps "Goldene Kuppel": Milliardenprojekt mit hohen Risiken
In den kommenden Tagen wird das Pentagon wahrscheinlich Pläne von Donald Trump zum Bau der "Goldenen Kuppel" vorlegen. Dieses Projekt soll dem israelischen Raketenabwehrsystem "Iron Dome" ähneln, jedoch in einem viel größeren Maßstab arbeiten und das gesamte Territorium der Vereinigten Staaten abdecken. Schon jetzt gibt es viele Zweifel an diesem Vorhaben.
Am 27. Januar 2025, genau eine Woche nach seiner zweiten Amtseinführung, beauftragte der US-Präsident das Verteidigungsministerium mit der Erstellung eines Plans zur Verteidigung der USA gegen verschiedene Bedrohungen aus der Luft, berichtet The Eurasian Times. Verteidigungsminister Pete Hegseth und sein Team erhielten 60 Tage Zeit, um das Projekt der sogenannten "Goldenen Kuppel" auszuarbeiten, insbesondere ihre "Referenzarchitektur, fähigkeitsbasierten Anforderungen und Implementierungspläne".
"Goldene Kuppel" - Trumps Idee zur Verteidigung der USA
Laut Trump benötigt das Land eine "unverletzliche Kuppel", die absoluten Schutz vor Luftbedrohungen bietet – sei es vor ballistischen Raketen, Drohnen, Marschflugkörpern oder sogar Hyperschallangriffen. Der US-Präsident behauptet, dass angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Russland, China, Iran und Nordkorea die derzeitigen Verteidigungssysteme der USA nicht ausreichen. "Wir müssen eine amerikanische Goldene Kuppel bauen, die unsere Städte und Bürger schützt", erklärte er in einer seiner Reden.
Es sei darauf hingewiesen, dass diese Idee nicht ganz neu ist. Donald Trump erwähnte sie bereits während seiner ersten Amtszeit. Doch jetzt, im Kontext seiner Rückkehr ins Präsidentenamt und der zunehmenden geopolitischen Spannungen, erhält das Thema neue Bedeutung. Die "Goldene Kuppel" soll die Stärke der USA unterstreichen und dem Oberkommandierenden der Streitkräfte Ruhm verschaffen.
Zumindest in der Rhetorik soll dieses Projekt das ganze Land umfassen – von Küste zu Küste. Trump wünscht sich, dass das System auf den modernsten Technologien basiert, wie z.B. Laserwaffen, kinetischen Systemen und integrierten Langstreckenradaren, die in Echtzeit mit amerikanischen Spionagesatelliten zusammenarbeiten. Auch die Integration mit bestehenden Raketenabwehrsystemen wie THAAD, Patriot PAC-3 oder GMD ist geplant, allerdings in einer wesentlich koordinierteren und automatisierten Version.
The Eurasian Times merkt an, dass die amerikanische Raketenabwehrbehörde (MDA, Missile Defense Agency) verschiedene Zeitpläne für die Umsetzung des "Goldene Kuppel"-Projekts in Betracht gezogen hat. Der früheste sieht die Inbetriebnahme am 31. Dezember 2026 vor, mit der Umsetzung weiterer Phasen bis 2030 und darüber hinaus. Das Pentagon erhielt mehr als 360 geheime und öffentliche Zusammenfassungen von Ideen zur Planung und Implementierung des Systems, die von Fachleuten analysiert werden, um ein umsetzbares Projekt zu entwickeln.
Es wird auch berichtet, dass die MDA sich mit Führungskräften der Verteidigungsindustrie in Alabama treffen wird, um vom 30. April bis zum 2. Mai über die Möglichkeiten der Luftverteidigung der USA zu diskutieren. Anwesend werden unter anderem Lockheed Martin, Northrop Grumman, RTX.N (ehemals Raytheon) und SpaceX sein. "Es wird erwartet, dass sie Vorschläge zu technologischen Ansätzen und Implementierungsstrategien für Abfangsysteme, Sensoren oder Steuerungssysteme im Weltraum präsentieren", betont The Eurasian Times.
Doch Trumps Idee stößt auf große Skepsis. Verteidigungsexperten weisen darauf hin, dass ein solches Projekt nicht nur extrem kostspielig, sondern auch technologisch schwer umsetzbar wäre. Während der Iron Dome in einem begrenzten Gebiet wie Israel effektiv funktioniert, scheint die Schaffung eines Systems, das ein Dutzend Mal größere Gebiete schützt, eine logistische und finanzielle Herausforderung zu sein. Es wird geschätzt, dass der Bau eines solchen Systems Billionen von Dollar kosten könnte und dennoch keine hundertprozentige Effektivität garantieren würde.
Zum Beispiel stellte William Hartung, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Quincy Institute for Responsible Statecraft, fest: "Das System [Anm. d. Red.: Goldene Kuppel] entlehnt einen Teil seines Namens vom israelischen System Iron Dome, das ausschließlich zur Verteidigung gegen Kurz- und Mittelstreckenraketen bestimmt ist. Es wäre nicht nützlich gegen ankommende interkontinentale ballistische Raketen." Und laut den Erwartungen von Donald Trump soll die "Goldene Kuppel" auch gegen diese schützen.
Ähnlich denkt Joseph Cirincione, emeritierter Präsident des Ploughshares Fund und ehemaliger Mitarbeiter des Kongresses. "Obwohl wir Kurzstreckenraketen wie die im Nahen Osten oder in der Ukraine eingesetzten abfangen können, gibt es keine Chance, Langstreckenraketen abzufangen, die Ozeane überqueren. Seit 1983 haben wir über 400 Milliarden Dollar (335 CHF Milliarden) für nichts ausgegeben. Zukünftige Ausgaben in diesem Bereich werden einfach Geldverschwendung sein", sagt er.
Andererseits betonen Befürworter des Projekts "Goldene Kuppel" dessen Potenzial zur erheblichen Stärkung der US-Verteidigungsfähigkeit. General Michael Guetlein von der US-Raumstreitkraft verglich die Dimension dieses Vorhabens mit dem Manhattan-Projekt (das auf die Entwicklung der Atombombe abzielte) und betonte, dass es das Engagement der gesamten Regierung und des nationalen Willens erfordert.
Auch die Verteidigungsindustrie sieht in der "Goldenen Kuppel" eine Entwicklungschance – insbesondere von fortschrittlichen Technologien. Frank St. John, Chief Operating Officer von Lockheed Martin, betonte, dass sein Unternehmen verschiedene Lösungen prüft, einschließlich Führungs- und Kontrollnetzwerken sowie Sentinel A4-Radaren, die die Initiative von Präsident Trump unterstützen könnten.
Doch selbst unter den Projektbefürwortern gibt es Stimmen der Vorsicht. Der pensionierte Konteradmiral Mark Montgomery wies darauf hin, dass die Schaffung eines effektiven Raketenabwehrsystems 7 bis 10 Jahre in Anspruch nehmen könnte und sich zunächst auf den Schutz wichtiger Bundesobjekte und großer Städte beschränken könnte. Dies deutet darauf hin, dass die "Goldene Kuppel" zumindest anfänglich kein landesweites Schutzsystem darstellen würde.