Verteidigung unter Druck: NATO-Staaten verhandeln über Ausgaben, Truppen und Zeitpläne
Die NATO steht vor einem historischen Kurswechsel: Unter dem Druck der USA soll das Ziel für Verteidigungsausgaben auf 5 % des BIP steigen. Beim Gipfel in Den Haag Ende Juni könnte der Durchbruch gelingen – doch nicht alle Mitgliedsstaaten ziehen mit.
Hegseth zuversichtlich: NATO-Staaten könnten Trumps 5%-Ziel unterstützen
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth zeigte sich am Donnerstag überzeugt, dass die NATO-Mitglieder bereit seien, dem Wunsch von Donald Trump zu folgen und einer massiven Aufstockung der Verteidigungsausgaben zuzustimmen – spätestens beim bevorstehenden Gipfel Ende Juni.
Der aktuelle Präsident fordert seit Monaten, dass alle Alliierten ihre Verteidigungsausgaben auf 5 % des Bruttoinlandsprodukts anheben – ein Sprung vom derzeitigen Ziel von 2 %. Zwar erreicht bislang kein einziges Land, auch nicht die USA selbst, diese Marke, doch laut Hegseth gebe es deutliche Fortschritte in den Verhandlungen.
Hegseth drängt auf "echte Stärke" – Spanien bleibt skeptisch
"Man muss investieren, um echte militärische Stärke zu haben", betonte Pete Hegseth in Brüssel. Die USA gehen davon aus, dass die NATO in wenigen Wochen ein neues Verteidigungsziel von 5 % des BIP verabschieden wird – aufgeteilt in 3,5 % für militärische Kernfähigkeiten und 1,5 % für Infrastruktur und verteidigungsnahe Bereiche. Das, so Hegseth, sei ein "echtes Bekenntnis" zur kollektiven Sicherheit.
Doch nicht alle Staaten zeigen sich überzeugt: Spanien gehört zu jenen Ländern, die sich zurückhaltend zeigen. Verteidigungsministerin Margarita Robles erklärte, man halte die bisherigen 2 % für ausreichend, um den eingegangenen Verpflichtungen gerecht zu werden – entscheidend sei, dass jedes Land seine eigenen Ziele verlässlich erfülle.
NATO diskutiert neue Fähigkeitsziele – Streit über Zeitrahmen und Definitionen
Während die Details des neuen Investitionsplans voraussichtlich bis kurz vor dem NATO-Gipfel verhandelt werden, erwarten führende Vertreter des Bündnisses bereits eine Einigung auf sogenannte "historische" Fähigkeitsziele. Diese sollen laut NATO-Generalsekretär Mark Rutte festlegen, wie viele Truppen, Waffen und wie viel Munition ein Mitgliedstaat bereitstellen muss – mit dem Ziel, die Lasten gerechter zwischen Europa, Kanada und den USA zu verteilen.
Besonders steht Deutschland dabei unter Druck: Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte, dass sein Land etwa 50.000 bis 60.000 zusätzliche aktive Soldaten benötigen werde, um die neuen Anforderungen zu erfüllen.
Uneinigkeit herrscht jedoch über den Zeitplan: Rutte schlägt das Jahr 2032 als Zielmarke für das 5%-Ausgabenziel vor. Für manche osteuropäische Länder ist das zu spät – sie fordern, wie Estlands Minister Hanno Pevkur, eine Umsetzung binnen fünf Jahren. Schweden setzt sich für das Jahr 2030 ein.
Parallel läuft eine Debatte über die Auslegung des Begriffs "verteidigungsbezogene Ausgaben" – ob etwa Investitionen in Cyberabwehr oder kritische Infrastruktur dazugehören sollen, ist bislang nicht abschließend geklärt.
Quelle: reuters.com