Innovative Panzertechnologien: Europa rüstet für die Zukunft auf
Welches Gerät soll die in den europäischen Armeen eingesetzten Panzer ersetzen? Neben dem französisch-deutschen MGCS-Programm, dessen Ergebnis – in Form einer Familie von Kampffahrzeugen – erst in den 2040er Jahren erscheinen soll, wurde auch ein weiteres Programm für den Panzer der Zukunft initiiert – das FMBTech. Was sind seine Grundsätze und wie ist Polens Beteiligung an diesem Vorhaben?
26 Einheiten aus 13 EU-Mitgliedsstaaten und Norwegen (Mitglied der NATO, aber nicht der EU) bilden das Konsortium, das am europäischen Panzer der Zukunft arbeitet. Angeführt wird die Initiative FMBTech (Technologien für bestehende und zukünftige Hauptkampfpanzer) vom Unternehmen Thales, wobei der Europäische Verteidigungsfonds (European Defence Fund, EDF) die gesamte Finanzierung sicherstellt.
Das Ziel von FMBTech ist es nicht, eine konkrete futuristische Maschine zu bauen. Das Programm soll in den kommenden Jahren zu innovativen Lösungen führen, die die Entwickler künftiger europäischer Panzer in ihren Projekten nutzen können.
Unter den 26 in FMBTech engagierten Unternehmen, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen befinden sich drei polnische Einheiten: das Forschungs- und Entwicklungszentrum für mechanische Geräte OBRUM, die Technische Militärakademie Jarosław Dąbrowski sowie das Militärinstitut für Panzer- und Fahrzeugtechnik.
FMBTech ist die zweite Initiative dieser Art in Europa. Die erste – MARTE (Main Armored Tank of Europe) – wird ebenfalls vom EDF finanziert und ist eine Initiative der europäischen Industrie, bestehend aus Unternehmen aus Belgien, Estland, Finnland, Griechenland, Spanien, den Niederlanden, Litauen, Deutschland, Norwegen, Rumänien, Schweden und Italien. Der Anführer dieses Projekts ist KNDS Deutschland.
Unterstützung für das MGCS-Programm
Obwohl sowohl FMBTech als auch MARTE Lösungen für europäische Panzer der Zukunft betreffen, konkurrieren sie nicht mit Programmen wie dem französisch-deutschen MGCS (Main Ground Combat System).
Ziel des letztgenannten Programms ist es, konkrete Fahrzeuge zu entwickeln (in diesem Fall eine ganze Familie), die in Zukunft das Rückgrat der Panzerstreitkräfte Frankreichs und Deutschlands sowie eventueller ausländischer Kunden bilden werden. Vom EDF finanzierte Programme konzentrieren sich darauf, nicht Panzer, sondern Technologien zu schaffen, die von ihren Designern genutzt werden können.
Ein Problem, das das MGCS-Programm von Anfang an begleitet, ist sein langsames Tempo – die aktuellen Prognosen gehen davon aus, dass das Ergebnis in Form von drei komplementären Kampffahrzeugen erst in den 2040er Jahren verfügbar sein wird. Inzwischen bedeutet die Renaissance der Panzer in Europa, dass die Nachfrage nach neuer Ausrüstung wächst und Panzer nicht in zwei Jahrzehnten, sondern in den kommenden Jahren benötigt werden.
Daher präsentieren europäische Hersteller neben dem MGCS-Programm auch Übergangslösungen – weniger ambitioniert in Bezug auf die angewandten Technologien, aber innerhalb weniger Jahre und nicht Jahrzehnte produzierbar. Für diese können die im Rahmen der vom EDF finanzierten Initiativen entwickelten Lösungen eine wichtige Hilfe sein.
Übergangspanzer
Ein Beispiel für einen Übergangspanzer ist der Mitte 2024 vorgestellte Leclerc Evolution, entwickelt von KNDS France. Der Panzer wurde unter Verwendung eines modifizierten Rumpfes des Leclerc-Panzers entwickelt, auf dem ein neuer Turm mit einer Kanone ASCALON Kaliber 120 mm (eine Änderung des Kalibers auf 140 mm ist möglich) montiert wurde.
Eine wichtige Änderung ist die Einführung eines neuen – vierten – Besatzungsmitglieds, dessen Aufgabe die Bedienung der Kommunikationssysteme und der vom Panzer getragenen Drohnen ist. Dieses vierte Besatzungsmitglied soll auch die zusätzliche Bewaffnung in Form eines auf dem Turm montierten Moduls mit einer 30-mm-Kanone, die hauptsächlich zur Bekämpfung feindlicher Drohnen bestimmt ist, steuern.
Ein weiteres Modell eines Übergangspanzers ist der Leopard 2 A-RC 3.0. Der Technologiedemonstrator verwendet ein modifiziertes Fahrgestell eines Leopard 2, auf dem ein unbemannter Turm mit einer 130-mm-Kanone und einem Ladesystem montiert ist.
Technologiedemonstratoren
Lösungen, die in zukünftige Panzer integriert werden könnten, wurden auch in einem Technologiedemonstrator namens EMBT-ADT 140 präsentiert. In diesem Fall wurde das Fahrgestell des Leopard 2 als Träger für eine 140-mm-Kanone genutzt, deren Projektile mit einer fast doppelt so hohen Energie wie im Fall der 120-mm-Kanonen abgefeuert werden sollen.
Darüber hinaus wurden einige dieser zukunftsweisenden Technologien bereits in einem Panzer eingesetzt, der wahrscheinlich lange vor dem französisch-deutschen "Eurotank" in den Armeen Ungarns und Italiens, und möglicherweise auch der Ukraine, in Dienst treten wird.
Der KF51 Panther, eine Initiative der Firma Rheinmetall, hat innerhalb von zwei Jahren nach seiner Einführung zwei Varianten erhalten – eine etwas konservativere mit einem bemannten Turm und eine Version, die innovative Lösungen weitergehend nutzt, nämlich KF51U mit unbemanntem Turm.
Europäische Panzer (nahe) Zukunft
Unabhängig davon, welches der Projekte realisiert wird und welche Lösungen in der endgültigen in Europa produzierten Ausrüstung gefunden werden, erkennen immer mehr Länder die Notwendigkeit, ihre Streitkräfte mit modernen Panzern zu stärken.
Derzeit bedeutet dies vor allem die Bestellung weiterer Chargen deutscher Leopard 2A8, aber das Modernisierungspotential dieser vor einem halben Jahrhundert entwickelten Panzer ist nicht unerschöpflich.
In einer solchen Situation können Programme wie FMBTech oder MARTE eine wichtige Unterstützung für Europa sein. Sie bieten die Möglichkeit einer schnellen Stärkung der Armeen des Alten Kontinents und der Bereitstellung neuer, besserer Panzer, lange bevor die im Rahmen von MGCS entwickelten Fahrzeuge fertig sind.