Lockheed und Rheinmetall bauen Raketenfabrik in Deutschland
Der amerikanische Konzern Lockheed Martin hat eine Vereinbarung mit dem europäischen Giganten Rheinmetall über den Bau einer Fabrik für ballistische und raketengestützte Geschosse getroffen, die jährlich bis zu 20.000 Stück produzieren kann. Hier erfahren Sie, wo diese gebaut werden soll und was in ihr produziert wird.
Die Produktion der ballistischen Raketen MGM-140 ATACMS soll im Jahr 2026 starten, während die Produktion von GMLRS- und AGM-114 Hellfire-Raketen im Jahr 2027 beginnen soll. Dies deutet auf einen erheblichen Zeitdruck hin. Es scheint, dass die Amerikaner ein großes Unternehmen suchten, das schnell die Produktion aufnehmen kann, und dazu gehört die deutsche Rheinmetall.
Der Konzern hat bereits bewiesen, dass er in der Lage ist, rasch eine Fabrik zu errichten, wie bei der mittelkalibrigen Munition oder bei der derzeit im Bau befindlichen Anlage für Artilleriemunition in Litauen. Die Zusammenarbeit der beiden Konzerne ist keine Neuheit, da sie bereits seit Jahren das GMARS-System entwickeln, das als Nachfolger der MARS II-Werfer gehandelt wird.
Das Produktionsvolumen von jeweils 10.000 ballistischen MGM-140 ATACMS-Raketen und 10.000 GMLRS oder AGM-114 Hellfire zeigt deutlich, dass diese für die US-Armee und europäische Nutzer dieser Systeme vorgesehen sind. Besonders von Polen und der Ukraine ist dabei die Rede.
Die deutsche Fabrik wird es europäischen Staaten ermöglichen, ihre strategischen Vorräte an dieser derzeit so wichtigen Waffe schnell aufzufüllen oder von Grund auf neu zu erstellen, da es momentan keine Alternativen zum Import in kurzer Zeit gibt. Derzeit kann nur Frankreich hoffen, souveräne Kapazitäten zur Produktion ähnlicher Systeme innerhalb eines Jahrzehnts zu entwickeln.
AGM-140 ATACMS — eine ballistische Rakete aus den USA
Ballistische Raketen stellen eine Herausforderung für die wenigen weltweit produzierten Mittelstrecken-Luftabwehrsysteme dar. In Russland gehören dazu die Systeme S-300/400, während in Europa eine Kombination aus amerikanischen Patriot-Batterien und europäischen SAMP/T eingesetzt wird.
Die Anzahl dieser Systeme ist jedoch begrenzt, und jede Batterie kann nur einen Bereich bis zu einem Radius von 40 km von der Abschussrampe schützen, was die Anzahl der gesicherten Objekte erheblich einschränkt. Außerdem können Luftabwehrsysteme durch einen massiven Angriff mehrerer Raketen aus verschiedenen Richtungen überwältigt werden. Solche Situationen waren an der Front in der Ukraine und bei Raketenangriffen des Iran auf Israel zu beobachten.
Amerikanische Waffen dieser Kategorie sind die in den 1990er Jahren entwickelten ballistischen MGM-140 ATACMS-Raketen. Die ersten Versionen M39, die vielfach in der Ukraine eingesetzt wurden, hatten eine Reichweite von 165 km und waren mit einem Streukopf mit 950 M74 APAM-Bomben ausgestattet. Diese Raketentypen wurden insbesondere zum Angriff auf Batterien des S-300/400-Systems und gegnerische Übungsgelände genutzt.
In den folgenden Jahren wurden Versionen mit einer Reichweite von bis zu 300 km entwickelt, was durch die Erhöhung der Treibstoffreserven auf Kosten des Gefechtskopfes erreicht wurde. Bei der Streumunitionsversion M39A1 wurde die Anzahl der Bomben auf 300 reduziert, zugleich aber die Treffergenauigkeit durch die Hinzufügung eines Satellitennavigationsmoduls erhöht.
Andere Versionen wie M48, M57 oder M57E1 beinhalten zum Beispiel einen schweren Sprengkopf WAU-23/B mit einem Gewicht von etwa 200 kg. Im neuesten Modell ermöglicht ein Näherungszünder das Explodieren in der Luft, um die Zerstörung zu maximieren.
Es existiert auch die Variante M39A2, die 13 selbst zielende Bomben mit Brilliant Anti-armor Technology (BAT) enthält, die auf gepanzerte Fahrzeuge des Gegners in der Region zielen. Dies ähnelt den in der Ukraine eingesetzten Bonus- oder SMArt 155-Raketen.
GMLRS-Raketen — die "langen Arme" der Bodenstreitkräfte
Die unter dem Namen GMLRS zusammengefassten Raketen sind eine Familie von Raketen mit einem Kaliber von 227 mm und einer Reichweite von bis zu etwa 80 km. Sie sind mit einem GPS- und INS-Navigationsmodul ausgestattet, das unter optimalen Bedingungen eine Treffgenauigkeit von wenigen Metern bietet. Russische Störsysteme haben jedoch ihre Präzision verringert, worauf die Ukrainer mit dem Einsatz einer größeren Anzahl von Raketen bei Angriffen reagieren.
Derzeit werden zwei Typen hergestellt: Die Variante M31A1/A2 mit einem Standard-Sprengkopf von 91 Kilogramm und die zweite M30A1/A2. Diese enthält einen Alternativ-Kopf (AW), der 182.000 Wolfram-Splitter generiert.
Durch die Programmierung der Explosion in 10 Metern Höhe über dem Boden bieten diese Raketen einen Wirkungseffekt auf einem großen Gebiet, vergleichbar mit Streumunition. Da jedoch durch den rein kinetischen Charakter der Schäden keine Blindgänger übrigbleiben, sind sie für die Ukrainer eine sehr nützliche Munition, die immer wieder Bedienmannschaften gezogener Haubitzen außer Gefecht setzen oder Luftabwehrsysteme tief im gegnerischen Hinterland zerstören konnten.