Saatgut-Tresor auf Spitzbergen erhält neue Hoffnungsträger-Samen
Dieses Mal wurden dem Globalen Saatgut-Tresor auf Spitzbergen Pflanzen hinzugefügt, die durch Kriege oder extreme klimatische Ereignisse fast vollständig zerstört wurden. Derzeit befinden sich dort über 1,3 Millionen Proben aus aller Welt, und ihre Zahl wächst stetig.
Der Svalbard Global Seed Vault, also der Globale Saatgut-Tresor, liegt in den abgelegenen Bergen Svalbards auf der arktischen Insel Spitzbergen in Norwegen und wurde mit einem besonderen Ziel erbaut: den Schutz der biologischen Vielfalt landwirtschaftlicher Pflanzen und die Sicherung der Zukunft der Landwirtschaft. Auch als "Schatzkammer des Untergangs" bezeichnet, wurde er 2008 eröffnet und ist einer der wichtigsten Orte. Diese Woche erhielt er eine Lieferung von über 14.000 neuen Samensproben. Diese stammen aus 21 Genbanken aus verschiedenen Teilen der Welt.
Der Globale Saatgut-Tresor enthält derzeit über 1.331.458 Samensproben und 6.297 Arten. Der Speicher, in einem Gletscher ausgehöhlt, hat noch ausreichend Platz für neue Pflanzen – bis zu 4,5 Millionen Samensaaten könnten hier untergebracht werden. Jede von ihnen wird in speziell präparierten unterirdischen Kammern gelagert. Die "Schatzkammer des Untergangs" soll nicht nur eine stabile Nahrungsversorgung in der Zukunft sicherstellen, sondern ist – in einer Welt, die mit Kriegen und Klimaveränderungen kämpft – eine Vorsorge für die "schwarze Stunde".
Samen aus dem Sudan: Rettung von durch den Krieg zerstörten Sammlungen von Samen
Die neue Lieferung nach Svalbard umfasst unter anderem Samen von Schlüsselpflanzen aus dem Sudan, wo der andauernde Bürgerkrieg fast zu ihrer vollständigen Vernichtung geführt hat. Die sudanesische Pflanzengenbank in der Stadt Wad Madani beherbergte einst eine Sammlung von 17.000 Samensaaten. Leider wurde die Einrichtung während des Konflikts geplündert und viele Samen wurden gestohlen oder verstreut.
Gegenwärtig werden nach Svalbard unter anderem Perlhirse und Sorghum gesandt – Getreide, das in der Region seit Jahrtausenden angebaut wird und sowohl eine wesentliche Nahrungsquelle als auch einen wichtigen kulturellen Aspekt darstellt.
"Im Sudan, wo der Konflikt über acht Millionen Menschen zur Flucht gezwungen und die Landwirtschaft zerstört hat, sind diese Samen ein Symbol der Hoffnung", sagte Ali Babikar, Direktor des Sudan Agricultural Plant Genetic Resources Centre (APGRC), in einer Mitteilung. "Indem wir diese Vielfalt in Svalbard schützen, sichern wir eine Zukunft auf Basis eines widerstandsfähigen und sicheren Lebensmittelsystems – egal, welche Schwierigkeiten auf uns zukommen mögen", fügte er hinzu.
Velvet Bean aus Malawi: Unterstützung für Landwirtschaft und Medizin
Zur neuen Charge von Samen zählen auch Proben der sogenannten Velvet Bean (Mucuna pruriens) aus Malawi. Diese Pflanze unterstützt nicht nur nachhaltige Landwirtschaft und traditionelle Medizin, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in der Ökologie – ihre Wurzeln binden Stickstoff, sodass sie ein natürlicher Dünger sein kann, der die Maisernte verdoppeln kann.
Nolipher Mponya, eine in der Landwirtschaft tätige Forscherin der Regierung Malawis, betonte, dass der Schutz von Samen nicht nur ein Mittel zur Vermeidung lokaler und globaler Nahrungskrisen ist, sondern auch den Bestäubern, der menschlichen Gesundheit und der Wirtschaft zugutekommt.
Philippinen: Taifun und Feuer beschädigten den nationalen Saatgut-Tresor schwer
Diese Woche schickten auch die Philippinen ihre Proben an den Tresor. Die nationale Genbank des Landes wurde durch einen Taifun der Kategorie vier schwer beschädigt und sechs Jahre später durch ein verheerendes Feuer zerstört.
Die Philippinen rangieren auf dem World Risk Index, der Liste der Länder, die am stärksten von Naturkatastrophen bedroht sind, auf Platz eins. Gleichzeitig gehört das Land zu den nur 18 Staaten weltweit, die eine so große biologische Vielfalt aufweisen, dass sie als "megabiodiverse" bezeichnet werden.
"Der schnelle Verlust genetischer Vielfalt auf den Feldern sowie die abnehmende Vielfalt in unserer Ernährung machen den Schutz und die Verfügbarkeit von Saatgut heute wichtiger denn je", erklärte Hidelisa De Chavez von der Universität der Philippinen IFL Science.
Internationale Zusammenarbeit zum Schutz der Biodiversität
Alle diese neuen Samenproben erreichten den Tresor durch die internationale Initiative Biodiversity for Opportunities, Livelihoods, and Development (BOLD). Das Projekt wird von der norwegischen Regierung finanziert und von der Organisation Crop Trust verwaltet, die ihren Sitz in Bonn, Deutschland, hat.
"Die diese Woche deponierten Samen sind nicht nur ein Symbol der Biodiversität, sondern auch des Wissens, der Kultur und der Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaften, die sich um sie kümmern", sagte Stefan Schmitz, der Geschäftsführer von Crop Trust. "Wir müssen einen Weg finden, diese Vielfalt an landwirtschaftlichen Pflanzen für zukünftige Generationen zu schützen."
Der Globale Saatgut-Tresor auf Spitzbergen kann virtuell besichtigt werden, der Link ist HIER.