Abschied vom Papst: Menschenmassen und kontroverser Umgang im Vatikan
Im Vatikan findet der Abschied von Papst Franziskus statt: Sein Körper wurde in der Basilika Sankt Peter aufgebahrt. Vor dem Sarg spielen sich kontroverse Szenen ab. Einige machen demonstrativ Fotos, andere unterhalten sich laut.
Tausende Gläubige aus der ganzen Welt sind in den Vatikan gekommen, um dem verstorbenen Papst Franziskus die letzte Ehre zu erweisen. Aufgrund des massiven Zustroms an Gläubigen in die Vatikanische Basilika, die eigentlich um Mitternacht von Mittwoch auf Donnerstag geschlossen werden sollte, wurden die Öffnungszeiten verlängert, damit alle Wartenden eintreten können.
Laut Vatikan passierten am Mittwoch allein 50.000 Personen die Basilika. Die Schlange vor der Kirche wird nicht kleiner, sodass man schätzen kann, dass bis zur Beisetzung am Samstag Hunderttausende dem Papst die Ehre erweisen werden.
Viele Journalisten beschreiben, dass der Sarg so aufgestellt ist, dass der Körper kaum zu sehen ist. Deshalb strecken die Menschen die Hände nach oben, um das Gesicht des Papstes einfangen zu können. Es ist zeitweise buchstäblich ein Meer aus Händen. Das Verhalten der Gläubigen ruft gemischte Gefühle hervor. Die Grenzen des guten Geschmacks werden überschritten.
Einige Szenen werden schockierend sein
Wenn die Basilika Tag und Nacht geöffnet bleibt, können dem Papst innerhalb eines Tages etwa 50.000 Menschen die Ehre erweisen. In einer solchen Gruppe können sich auch zufällige Touristen und Anhänger verschiedener Religionen befinden. Niemand wird beim Betreten auf religiöse Überzeugungen überprüft.
In einer solchen Menge können sich auch zufällige Personen befinden, die noch nie zuvor in der Petersbasilika waren oder noch nie bei einem Sarg, in dem der Körper eines Verstorbenen liegt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass einige Szenen schockierend sein werden.
Beerdigungen und kultureller Wandel
Bei einigen Gläubigen kann der Anblick des Körpers des Papstes Bestürzung hervorrufen, denn wir haben in der heutigen Kultur selten die Gelegenheit, Verstorbene zu sehen.
Die öffentliche Aufbahrung des Leichnams eines verstorbenen Papstes ist eine jahrhundertealte Tradition, die in verschiedenen christlichen Kirchen, aber nicht nur dort, präsent ist. Erinnern wir uns nur an die Beerdigung von Josef Stalin und seinen offenen Sarg. Über Jahrhunderte hinweg war es üblich, den Sarg mit dem Leichnam einer verstorbenen Person öffentlich aufzustellen und auf verschiedene Weise die Ehre zu erweisen. In den letzten Jahren jedoch wurde alles, was mit dem Tod und dem Sterben verbunden ist, beiseitegeschoben.
Wir sind Zeugen eines kulturellen Wandels, wenn es um das Erleben von Beerdigungen und Trauer geht. Wir sehen immer seltener offene Särge. Deshalb mag es heute viele Menschen verwundern. Wir sehen die Körper toter Models, Schauspieler, Politiker, Journalisten oder sogar unserer nahen Verwandten nicht, weil wir das Bild eines jungen, schönen, gesunden Körpers in Erinnerung behalten wollen. Deshalb ruft das Gesicht des verstorbenen Papstes Franziskus heute Bestürzung hervor und zeigt uns, wie ein menschlicher Körper tatsächlich nach dem Tod aussieht.
Die Aufbahrung des Körpers von Papst Franziskus endet am Freitagabend. Um 20.00 Uhr ist die Zeremonie zur Schließung des Sarges geplant, die von Kardinalkamerlengo Kevin Farrell geleitet wird. Am Samstag um 10.00 Uhr beginnen die Beerdigungszeremonien von Franziskus.