NATO verstärkt Truppen: Deutschland und Polen an vorderster Front
Die NATO plant, die Anzahl der Brigaden um 50 % zu erhöhen, als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland. Deutschland und Polen sollen dabei eine Schlüsselrolle spielen. Doch welche weiteren Änderungen plant die Nordatlantik-Allianz?
Die Verteidigungsminister der NATO-Staaten diskutieren über die Erhöhung der Anzahl der Brigaden von 80 auf 120 bis 130, was einem Anstieg von 50 % entspricht. Dies ist eine Antwort auf die russische Aggression in der Ukraine und die potenzielle Bedrohung für die östliche Flanke des Bündnisses. Deutschland und Polen sollen die Hauptkräfte für die Abwehr eines möglichen Angriffs bereitstellen.
Neue Ziele der NATO
Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters sehen die neuen Ziele der NATO vor, die Anzahl der kampfbereiten Soldaten von 400.000 auf 600.000 bis 650.000 zu erhöhen. Diese Pläne sollen auf dem NATO-Gipfel in Den Haag Ende Juni abgestimmt werden. Das Bündnis strebt eine Erhöhung seiner militärischen Fähigkeiten angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Russland an.
Die NATO plant außerdem, die Verteidigungsausgaben auf 5 % des BIP zu erhöhen, wobei 3,5 % direkt für Verteidigungszwecke vorgesehen sind. Polen verwendet bereits 4,7 % seines BIP für diesen Zweck, was es zu einem der führenden Länder innerhalb des Bündnisses macht.
Deutschland soll sieben zusätzliche Brigaden ausbilden, was angesichts der derzeitigen Personalressourcen der Bundeswehr eine Herausforderung darstellt. Verteidigungsminister Boris Pistorius schließt nicht aus, die Wehrpflicht wieder einzuführen, falls es nicht gelingt, eine ausreichende Anzahl von Vertragssoldaten zu rekrutieren.
Großbritannien plant, über 1,1 Milliarden Franken in ein neues digitales System zu investieren, das eine schnellere Identifizierung und Zerstörung feindlicher Ziele ermöglichen soll. Zudem wird ein Cyber- und Elektronisches Kommando entstehen, das militärische Netzwerke vor Cyberangriffen schützen soll.
Szenario eines Krieges an der östlichen Flanke der NATO – Analyse von RAND
Analysten von RAND weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass ein möglicher Konflikt der NATO mit Russland sich von dem derzeitigen Krieg in der Ukraine unterscheiden würde. Ein Schlüsselelement wäre die Luftüberlegenheit der NATO, die die bei den Bodenkämpfen in der Ukraine typischen Stellungskriege durchbrechen könnte.
Der Bericht unterstreicht, dass die NATO trotz einiger Schwächen wie unzureichender Munitionsproduktion weiterhin einen Vorteil in der Feuerkraft gegenüber Russland besitzt. Die Analysten betonen, dass es notwendig ist, das russische Luftabwehrsystem zu neutralisieren, um der NATO aktive Aufklärung und präzise Angriffe auf feindliches Territorium zu ermöglichen.
Im Falle eines russischen Angriffs auf ein NATO-Land würde das Bündnis schnell eine Gegenoffensive starten. In den ersten Tagen könnte Russland den NATO-Kräften einen Schlag versetzen, jedoch würde die Luftüberlegenheit es dem Bündnis ermöglichen, schnell die Initiative zurückzugewinnen.