Westfirmen halfen heimlich bei Modernisierung russischer Atomraketen
Eine Untersuchung des deutschen Wochenmagazins "Der Spiegel" hat gezeigt, dass westliche Unternehmen an der Modernisierung russischer Atomraketensilos beteiligt sind. Die gesammelten Beweise stellen ein klares Signal an die Welt dar, dass die gegen Russland verhängten westlichen Sanktionen selbst in so kritischen Bereichen versagen.
In Zusammenarbeit mit dem dänischen Investigationsportal Danwatch analysierten Journalisten von "Der Spiegel" unter anderem Verträge zur Modernisierung der nuklearen Infrastruktur, die in den letzten Jahren von russischen Regierungsbehörden unterzeichnet wurden.
Russen umgehen Sanktionen
Wie festgestellt wurde, werden offizielle Ausschreibungen für die Durchführung von Modernisierungsarbeiten bekanntgegeben, in denen die Anforderungen detailliert festgelegt sind. Aufgrund der westlichen Sanktionen werden jedoch keine direkten Verträge mit westlichen Unternehmen abgeschlossen. Stattdessen werden Maßnahmen zur "Spurenverwischung" ergriffen.
In der Praxis bedeutet dies die Erstellung einer Kette von Vermittlerfirmen. Der Zugriff auf geheime Dokumente bezüglich russischer Basen und der dort durchgeführten Arbeiten zeigte, dass viele Materialien, die für die Arbeiten an den russischen Atomraketensilos verwendet wurden, einschließlich Zement, Klebstoffe oder verschiedene Isolierungen, von westlichen Lieferanten importiert wurden, insbesondere von der deutschen Firma Knauf.
Deutsche Journalisten richteten eine Anfrage an die Firma Knauf zur Nutzung ihrer Materialien in diesem Kontext. In der Antwort erklärte ein Unternehmensvertreter, dass keine Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium oder den ihm unterstellten Einheiten abgeschlossen werden. Die russischen Niederlassungen der Firma sollen hingegen in Russland produzierte Waren "fast ausschließlich an unabhängige Baumaterialhändler" verkaufen.
Die Entdeckungen von Danwatch und "Der Spiegel" betreffen unter anderem die Basis in Jasnyj, wo zwei russische Raketenregimenter stationiert sind, die unter anderem mit dem strategischen Raketensystem Awangard ausgestattet sind - einer Hyperschallwaffe, die Atomgefechtsköpfe tragen kann.
Russen konnten wichtige Daten nicht bewahren
Der norwegische Militärexperte Tom Røseth ist der Ansicht, dass die Dokumente, die die Russen nicht sichern konnten, ein unumstößlicher Beweis für ihre Bemühungen zur Modernisierung der nuklearen Infrastruktur sind. Seiner Meinung nach wird der Kreml nun gezwungen sein, einige Einrichtungen umzubauen, um das Risiko von Datenlecks zu minimieren.
Nukleare Streitkräfte sind seit Jahren ein sehr wichtiger Aspekt der russischen Außenpolitik. Russland ist eines der wenigen Länder, das Zugang zur sogenannten nuklearen Triade hat, also die Fähigkeit, Raketen mit nuklearen Gefechtsköpfen von Land, See und Luft aus abzuschießen.