Grundeinkommen-Studie: Weiter arbeiten trotz 1.200 Euro (1.116 Franken) im Monat
Das deutschlandweite Experiment mit bedingungslosem Grundeinkommen widerlegt den Mythos des Arbeitsverzichts. Die Studienergebnisse wurden auf einer Pressekonferenz in Berlin präsentiert.
In Deutschland wurde ein dreijähriges Experiment mit bedingungslosem Grundeinkommen abgeschlossen, an dem 122 Personen teilnahmen. Jeder Teilnehmer erhielt monatlich 1.200 Euro (1.116 Franken) ohne jegliche Bedingungen. Ziel der Studie war es, zu prüfen, wie sich dieses Einkommen auf ihre berufliche Aktivität und ihr Wohlbefinden auswirkt.
Ergebnisse des Experiments
Prof. Jürgen Schupp vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin betonte, dass die Ergebnisse der Studie das Klischee widerlegen, dass Personen, die ein bedingungsloses Einkommen erhalten, aufhören zu arbeiten.
Laut Schupp, die Studie zeigt genau das Gegenteil. Er sagte, dass die Teilnehmer auf dem Arbeitsmarkt aktiv blieben und die Zahlungen in einer Weise verwendeten, die Verantwortung und Engagement zeigt.
Ein Bericht basierend auf Daten von 107 Teilnehmern zeigte, dass Personen, die monatlich 1.200 Euro (1.116 Franken) erhielten, die Arbeit nicht aufgaben oder ihre Arbeitszeit reduzierten. Prof. Frederik Schwerter von der Frankfurt School of Finance & Management stellte fest, dass der Unterschied im Prozentsatz der Arbeitslosen zwischen der Gruppe mit Grundeinkommen und der Kontrollgruppe statistisch null ist.
Auswirkungen auf das Leben der Teilnehmer
Die Studie ergab, dass die Teilnehmer des Experiments zufriedener mit ihrem Berufsleben waren und häufiger weiterlernten. Etwa 37 % der zusätzlichen Mittel wurden für Sparen verwendet, 8 % für die Unterstützung der Familie und wohltätige Zwecke, und 20 % für Freizeitausgaben.
Prof. Susann Fiedler von der Universität Wien sagte, dass das bedingungslose Grundeinkommen sich positiv auf die psychische Gesundheit der Teilnehmer ausgewirkt habe.
Fiedler sagte, dass die Daten eine klare Ja-Antwort geben und sie fügte hinzu, dass sich die Teilnehmer freier und selbstsicherer fühlten.
Kontroversen und Ausblick
Klara Simon, Vorsitzende des Vereins "Mein Grundeinkommen", betonte, dass die Ergebnisse des Experiments die deutschen Politiker zum Handeln bewegen sollten. - "Das bedingungslose Grundeinkommen kann zu massiven Einsparungen im Gesundheits- und Sozialsystem führen. Denn: Mental stabile Menschen können produktiver und innovativer arbeiten. Als zentrales Element eines modernisierten Sozialsystems erhöht das BGE die Chancengleichheit deutlich" - merkte Simon an.
Doch nicht alle sind von der Idee des bedingungslosen Einkommens überzeugt. Dominik H. Enste vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln meint, dass das Experiment eine zu kleine und nicht repräsentative Gruppe umfasst, um Schlussfolgerungen für die gesamte Wirtschaft zu ziehen.
– Man sollte sie eher wie Lottogewinner behandeln, nicht wie Bürger mit Anspruch auf Sozialleistungen – stellte Enste fest.
Trotz der Kritik plant der Verein "Mein Grundeinkommen", die Forschung zum bedingungslosen Grundeinkommen fortzusetzen.