TechnikRussische Drohnen im rumänischen Luftraum: Warum sie nicht abgeschossen wurden

Russische Drohnen im rumänischen Luftraum: Warum sie nicht abgeschossen wurden

General Dynamics F-16 Falcon während des Fluges.
General Dynamics F-16 Falcon während des Fluges.
Bildquelle: © Getty Images | Stocktrek
Przemysław Juraszek

08.09.2024 13:41

In der Nacht vom 7. auf den 8. September drang zu den Zeiten 4:20 Uhr und 4:38 Uhr deutscher Zeit ein unbekanntes Flugobjekt in den rumänischen Luftraum in der Nähe der Städte Tulcea und Constanța ein. Wir erklären, warum die Eindringlinge nicht abgeschossen wurden.

Auf dem Portal Defense Express wird berichtet, dass aufgrund der Situation ein Bereitschaftspaar F-16-Kampfflugzeuge von der 86. Luftwaffenbasis alarmiert wurde. Die fremden Objekte, die den rumänischen Luftraum verletzt hatten, konnten jedoch den Bereich verlassen, bevor die Flugzeuge den Ort erreichten.

Dies ist eine klassische Taktik der Russen, um Drohnen oder Marschflugkörper von freundlichen Ländern aus Ziele in der Ukraine anzugreifen. Dies zwingt die Ukrainer, Luftverteidigungssysteme in diesen Richtungen aufrechtzuerhalten, die sonst in strategisch wichtigeren Regionen wie dem Donezk-Gebiet stationiert werden könnten.

Geheimnisvolle russische Objekte und Schwierigkeiten beim Abschießen

Wahrscheinlich waren die Objekte, die in den rumänischen Luftraum eindrangen, Drohnen der Shahed-Reihe oder eventuell Ch-101-Marschflugkörper. Das Abschießen solcher Objekte durch ein Militärflugzeug ist einfach, aber in Friedenszeiten mit zahlreichen Einschränkungen verbunden.

Wie der Journalist der Wirtualna Polska, Łukasz Michalik, beschrieb, muss das Flugzeug das Ziel visuell identifizieren, selbst wenn es es auf dem Radar sieht. Auf dem Radar kann man nicht eindeutig feststellen, ob z.B. die vermutete Drohne kein Hubschrauber ist. Zudem könnte es im Grenzfall auch eine ukrainische Maschine sein.

Dies erfordert ein Näherkommen auf kurze Distanz, und angesichts der kurzen Verweildauer russischer Objekte im NATO-Luftraum von ein paar Minuten ist ihr Abfangen im NATO-Luftraum im Grunde genommen unmöglich. Zudem dürfen Militärflugzeuge in Friedenszeiten die Schallgeschwindigkeit nicht überschreiten, was die Anflugzeit zum Vorfallort verlängert.

Es ist auch erwähnenswert, dass das Abschießen eines solchen Objekts ebenfalls gefährlich sein kann, da die Trümmer des Ziels bei einem Nahabschuss das Flugzeug beschädigen könnten und sie irgendwann zu Boden fallen müssen. Im besten Fall passiert nichts, im schlimmsten Fall könnten sie z.B. einen Waldbrand verursachen oder auf bewohntes Gebiet stürzen.

Aus diesem Grund überrascht die scheinbar schwache Reaktion sowohl Rumäniens als auch Polens auf die Eindringung russischer Drohnen nicht mehr. Wenn es jedoch zu einem umfassenden Krieg käme, wäre im Kampfgebiet in der Praxis jedes Luftobjekt ohne eingeschalteten Transponder oder ohne NATO-Zugehörigkeitssystem der Freund-Feind-Identifizierung dem Abschuss ausgesetzt.

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